Frohes Neues Jahr allerseits!
Für mich beginnt mit der Partie gegen den BVB gleichzeitig die neue Saison. Mehr als 10.000 verkaufte Tickets für dieses Spiel und mehr als 4.000 Dauerkarten senden ein deutliches Zeichen, dass erneut so etwas wie Euphorie in Essen besteht. Ich nehme ich dieses Spiel zum Anlass, mich wie schon in der vergangenen Saison mit den Sommertransfers auseinanderzusetzen.
Grundtenor der letzten Jahre war, dass man endlich mal von den Komplettumstellungen des Teams absehen und die berühmt-berüchtigten „punktuellen Verstärkungen“ holen soll. Dann wollen wir doch mal sehen…
1. Die Abgänge
Niclas Heimann
Beinahe schon traditionell ist das unverhältnismäßige Einprügeln auf Torhüter in Essen. Niclas Heimann reiht sich hier ein in die Reihe von Torhütern, die trotz meist guter Leistungen wegen einiger weniger Patzer in Ungnade gefallen sind und wohl auch mit einem gehaltenen Elfer in der Nachspielzeit des Pokalfinales gegen den FC Bayern niemals wieder rehabilitiert worden wären. Ihm wurde seinerzeit zum Verhängnis, im Testspiel gegen den BVB einen gewissen Pierre-Emerick Aubameyang austanzen zu wollen, was ihm leider misslang. Ich persönlich habe ihn immer für einen guten, wenn nicht sogar den besseren unserer Keeper gehalten, andere haben seine Versetzung hinter Heller geradezu gefeiert. Sein Weg zieht ihn nach Rödinghausen, ich hoffe, dass er uns da nicht zeigt, was er alles kann.
Fazit: Schade aus menschlicher Sicht, aber er hatte wohl auch keine Lust, wieder nur die Nummer zwei im Kasten zu sein.
Patrick Huckle
Ein Kämpfer vor dem Herrn, der eigentlich das darstellte, was an der Hafenstraße immer wieder gefordert wird – jemand, der sich über 90 Minuten den Arsch aufreißt und sich auch für eine Grätsche nicht zu schade ist. Hatte sicherlich den einen oder anderen schwächeren Moment, der zu gefährlichen Szenen für die Gegner führte, diese habe ich ihm jedoch eben wegen seines Einsatzes gern vergeben. Unvergessen sein wuchtiger Kopfball in die eigenen Maschen beim 9:1-Sieg über Erndtebrück. Huckle geht in seine Heimat im Südwesten zurück und spielt ab der kommenden Saison für den FSV Frankfurt.
Fazit: Hätte ich gerne noch eine Saison zumindest hier gesehen, ist aber auch nicht mehr der Jüngste, von daher wohl vertretbar.
Maksimilijan Milovanovic
Dritter Mann hinter Heller/Heimann. Mehr kann ich zu ihm nicht sagen. Wechselt zum 1. FC Bocholt, weil er dort Aussicht auf Einsatzzeit hat.
Fazit: nachvollziehbar, eher kein Verlust
Jeffrey Obst
Obst konnte sich wohl nur durch seine Undiszipliniertheit in Erinnerung bringen, die zu Beginn der vergangenen Saison zu einer roten Karte führte. War lange verletzt, geht zur SG Wattenscheid.
Fazit: eher kein Verlust
Kasim Rabihic
Der vermutlich beste Techniker im letztjährigen Kader hat aus meiner Sicht leider zu selten gezeigt, dass er auch mannschaftsdienlich spielen kann. Zu selten ein Auge für den besser postierten Nebenmann, zu ballverliebt. Vermutlich daher auch oft nur Reservist. Ziel unbekannt.
Fazit: absolut nachvollziehbar, seinen Vertrag nicht zu verlängern
Richard Weber
Weber war in der vorletzten Saison quasi neben Zeiger gesetzt, musste sich dann zunächst hinter Windmüller einreihen und landete nach dessen „Degradierung“ trotzdem nur auf die Bank, von wo er zusehen musste, dass ihn ein nomineller „Sechser“, Meier, vertrat. Das alles tat er, ohne in der öffentlichkeit darüber zu murren, was man ihm durchaus hoch anrechnen darf. Er schließt sich nun der Reserve der Blauen an und geht damit eine Liga nach unten. Allein das hat ihn für einige – für mich nicht rational nachvollziehbar – zur Zielscheibe gemacht. Dort dürfte er jedoch einer der erfahreneren Spieler sein und zu deutlich mehr Einsatzzeiten kommen, die er als junger Spieler sicherlich auch bevorzugen dürfte.
Fazit: Ebenfalls schade, aber nachvollziehbar aus Spielersicht. (Ihm Erfolg zu wünschen, geht bei mir aber auch zu weit…)
Gino Windmüller
Zwei Abwehrpatzer (im Pokal gegen die Arminia und in der Liga beim Heimspiel gegen die Viktoria) kosteten Windmüller den eigentlich relativ sicheren Startelf-Platz. Er arbeitete sich jedoch gegen Saisonende wieder auf selbigen zurück und konnte dort weitestgehend überzeugen. Wurde einige Male als hohe Anspielstation in der Schlussphase nach vorn berufen, konnte dort aber kaum Akzente setzen. Trotzdem in der zweiten Saisonhälfte mit souveränen Spielen neben Zeiger. Windmüller und RWE ließen lange offen, ob der Vertrag verlängert würde, ich weiß nicht, wer von beiden hier gezögert hat. Vermutlich eine Mischung aus Zögern des Vereins und neuem Angebot führten schließlich dazu, dass Windmüller nun für den WSV auflaufen wird.
Fazit: eine Verlängerung hätte uns vermutlich nicht wehgetan.
2. Die Zugänge
Daniel Engelbrecht
Engelbrechts Krankenakte ist hinlänglich bekannt. Medienberichten zufolge war er aber seit Inbetriebnahme des Defibrillators diesbezüglich beschwerdefrei, seine Verletzung in der abgelaufenen Saison für den KSV Steinbach rührte von einem groben Foulspiel her. Engelbrecht wurde nach besonders ausführlicher Untersuchung – unter Zuhilfenahme eines Herzspezialisten – für tauglich befunden und soll auch die besten Werte aller Spieler beim Leistungstest gehabt haben. Ich bin daher weit davon entfernt, den Verantwortlichen für diesen Neuzugang Fahrlässigkeit vorwerfen zu wollen. Nüchtern betrachtet kann man jedoch wohl froh sein, dass die Berufsgenossenschaft wohl mit der Gehaltszahlung einspringen wird. Wie durch den Bericht unseres Fanvertreters im Aufsichtsrat bekanntgeworden, werden wir für Engelbrecht noch mal eine Alternative auf dem Transfermarkt suchen. Daniel Engelbrecht wünsche ich alles Gute! Komm schnell auf die Beine.
Prognose: kann, wenn er fit wird, zumindest als Joker vielleicht noch wichtig werden. Alles Weitere ist allerdings Spekulation.
Cedric Harenbrock
Der 19jährige Harenbrock aus der U19 von Bayer Leverkusen ist einer dieser „Namenlosen“, die wohl die wenigsten von uns auf dem Schirm gehabt haben dürften. Ein Bericht der Sport-Bild klärt auf, dass er sich wohl durch alle Jugendjahrgänge hinweg immer einen Schritt vor den Gleichaltrigen bewegt hat (F-Jugend im Bambini-Alter, immer im Alt-Jahrgangskader seines jeweilgen Vereins…) Auch meine ersten Eindrücke (die ich zugegebenermaßen nur den verschiedenen Live-Tickern entnehmen konnte) sind durchaus positiv. Hier bin ich sehr gespannt, zumal er a) Zug zum Tor und b) Vorbereiterqualitäten zu haben scheint.
Prognose: Zumindest ein Bankplatz scheint sicher.
Stefan Jaschin
Torwart-Eigengewächs der U19, dürfte wohl eher nur auf der Bank landen, falls sich einer der beiden anderen Keeper verletzt.
Prognose: s.o.
Marcel Lenz
Der Ex-Reservekeeper des MSV dürfte Heller ziemlichen Druck bereiten, denn er ist als durchaus erfahrener Torhüter bestimmt nicht gekommen, um seine Zeit auf der Bank abzusitzen. Für Regionalliga-Verhältnisse ein sehr guter Transfer, der Heimann mindestens gleichwertig ersetzt.
Prognose: Könnte vermutlich über die Saison gesehen im Vergleich zu Heller die Nase vorn haben. Auf der Torhüter-Position sind wir grundsätzlich gut besetzt.
Kai Pröger
Bei seinem letzten Spiel für den BFC Dynamo konnte Pröger in der Schlussphase der Verlängerung noch einen Doppelpack erzielen und schaffte es mit einem der Treffer sogar ins „Tor des Monats“. Wenn man Lucas Glauben schenken darf, wird er unser Spiel durch seine Schnelligkeit auf der rechten Seite beleben und bringt zudem noch eine eigene Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor mit. Schon jetzt gefühlt ein Publikumsliebling, der unter diesem Druck hoffentlich nicht einbricht. Ist etwas gefülltere Stadien schon gewohnt, wenn auch nicht in Essener Ausmaßen.
Prognose: Scheint auf der rechten Sturmseite gesetzt.
Ismail Remmo, Simon Skuppin, Boris Tomiak
Ergänzungsspieler aus der U19. Sollen ans Team und den „Männerfußball“ herangeführt werden und die Integration von „Eigengewächsen“ in die erste Mannschaft wie zuletzt Nico Lucas fortführen.
Prognose: Dürften in den Spielberichten nur sehr selten auftauchen.
Robin Urban
Regensburger Innenverteidiger haben bei uns schon beinahe so lange Tradition wie unser Verbleib unterhalb der Dritten Liga. Nach Neunaber und Windmüller haben wir mit Urban nun schon den dritten De,. fensivspieler von der Donau. Schließt er sich an das solide Abwehrspiel der vorgenannten Kollegen an, sollten wir hinten die nötige Konstanz haben, um gesichert nach vorn spielen zu können.
Prognose: Nach dem Abgang von Windmüller und Weber wohl ebenfalls gesetzt.
3. Meine Aufstellung
So stelle ich mir im Großen und Ganzen die Stamm-Elf vor (Alternative in Klammer)
Tor: Heller
Abwehr: Grund (Cokkosan) / Urban / Zeiger / Malura
Mittelfeld: Baier / Meier (Lucas) / Brauer (Harenbrock)
Sturm: Bednarski / Platzek / Pröger (Ngankam)
4. Gesamtfazit
Beim Schreiben dieser Zeilen fiel mir auf, dass wir im Grunde keine „faulen Eier“ mehr im Kader haben. Dies dürfte hauptsächlich natürlich in der Abgangswelle der vergangenen Winterpause begründet liegen, ist aber auch in meinen Augen ein gutes Zeichen für solide Arbeit der sportlichen Verantwortlichen. Ältere, „verdientere“ Spieler wie Huckle und Windmüller sind nicht mehr im Kader, wobei für den Huckle-Abgang ja noch ein Ersatz gesucht wird. Hier sind wir aber mit Grund/Cokkosan auch handlungsfähig. Die Abgänge von Obst & Co. schmerzen nicht so sehr, als dass man sie nicht mit den neuen Spielern mindestens adäquat ersetzen könnte.
Der Stamm der Spieler, die die vergangene Saison mit Platz 5 abgeschlossen haben, wurde zu einem sehr großen Teil gehalten und ist quasi eingespielt.
Ich bin zuversichtlich, dass mit dem Kader mindestens die Vorjahres-Position wieder möglich ist – vorausgesetzt natürlich, wir bleiben von größeren Verletzungen verschont. Ein guter Start ist natürlich wichtig. Viel wichtiger ist es aber, konstant zu punkten. Und wenn wir es dann noch schaffen, das Lehrgeld der verdammten Unentschieden der letzten Saison in Siege umzumünzen, ist alles drin
Ein Kommentar zu „Auf in die neue Saison“