Der Abschluss der englischen Woche stellt gleichzeitig die Vollendung meiner „Radio-Hafenstraße“-Trilogie dar. Nachdem ich das Ingolstadt-Match vom heimischen Rechner und das Pokalspiel aus dem Stadion am Zoo kommentieren durfte, ging es heute mal wieder auf die Haupttribüne, um für RH ein Heimspiel zu übertragen. Gegner: Die Spielvereinigung aus Bayreuth, Mitaufsteiger zu dieser Saison und deutlich näher dran am Abstiegskampf als unsere Mannschaft. Daher war die Ausgangslage klar: Die Gäste brauchten dringend einen Erfolg an der Hafenstraße, um auf einen Punkt an RWE heranzurücken und sich ein wenig Luft nach unten zu verschaffen.
Die Personalsituation, die noch unter der Woche ziemlich angespannt war, hatte sich ein wenig verbessert und so konnte Dabrowski auf einen Großteil des Kaders wieder zurückgreifen. Zwar fielen Tarnat, Ennali und Engelmann weiter aus, dafür bekamen Harenbrock und Holzweiler einen Einsatz in der Startelf. Berlinski saß zu meiner persönlichen Überraschung zunächst auf der Bank.
Zunächst übernahm unser Team die Initiative, ein erster Young-Schuss war für den Gästekeeper Kolbe aber genauso wenig ein Problem wie der viel zu zentrale Abschluss von Holzweiler nach fünf Minuten. Auf der anderen Seite konnte sich Golz mit einer sehenswerten Flugeinlage auszeichnen, mit der er einen Kopfball aus kürzester Distanz an den Pfosten lenkte. Dass Ziereis, der Bayreuther Angreifer, dabei im Abseits gestanden hatte, ändert nichts an der tollen Parade.
Nach etwa 20 Minuten verflachte die Partie etwas. Bayreuth ließ RWE bis tief in die eigene Hälfte kommen und verlegte sich darauf, aus einer soliden Abwehr heraus mit schnellen Angriffen vor den Essener Kasten zu kommen. Wirklich gefährlich konnten die Gäste dabei aber nicht werden. Doch auch auf der anderen Seite verpufften die Angriffe meist erfolglos. Und wenn dann doch einmal Platz für einen schnellen Konter bestand (zumeist eingeleitet durch Eisfeld oder Rother) waren es meist eine falsche Entscheidung oder ein unsauberes Zuspiel, die mehr Torgefahr verhinderten. Mit einem gerechten 0:0 ging es folgerichtig in die Pause.
In der Pause hatten sich unsere Jungs offenbar etwa vorgenommen. Kurz nach Wiederanpfiff setzt sich Young auf dem linken Flügel durch, spielt auf Harenbrock zurück und dessen Schuss dreht leider am langen Pfosten vorbei.
Wenig später mussten Harenbrock und Holzweiler das Feld räumen und wurden ersetzt durch Berlinski und Kefkir. Ein Wechsel, der sich auszahlen sollte: Bastians wird bei einem seiner zahlreichen Ausflüge in die Offensive neben dem Bayreuther Strafraum gefoult. Den fälligen Freistoß flankt der eingewechselte Kefkir gefühlvoll an den Fünfer, Herzebruch verlängert mit der Schulter Richtung Tor und vom langen Pfosten springt der Ball ins Tor!
Bayreuth-Coach Kleine reagierte prompt mit einem offensiven Doppelwechsel. Doch die Szene des Spiels ereignete sich auf der anderen Seite: RWE erobert den Ball am eigenen Sechzehner und im Mittelfeld kommt Rother in Ballbesitz, der eine Vier-gegen-Vier-Situation einleitet. Anstatt jedoch links auf Kefkir herauszulegen, sucht er jedoch Berlinski in der Zentrale und sein Pass wird abgefangen, prallt jedoch vom Abwehrfuß zurück in den Besitz von Rother. Ein, zwei Schritte, ein Blick, ein Strahl aus 25 Metern – 2:0 durch ein weiteres Traumtor der Marke „Tor des Monats“ (hier für Eisfeld abstimmen)!
Auch nach dem 2:0 gaben sich die „Oldschdoder“ nicht auf, erneut wurden frische Offensivspieler eingewechselt. Doch die rot-weisse Abwehr, angeführt von den beiden erneut überragenden Rios Alonso und Herzenbruch, ließ absolut keine Gefahr für den Kasten von Golz zu, auch wenn einige Eckbälle für die Gäste bei den Angriffsbemühungen heraussprangen.
Nach vorne beschränkte sich die Dabrowski-Elf fortan auf Konter. Die dickste Chamce aufs 3:0 hatte Plechaty, der nach seiner Einwechslung eine sehr offensive Position vor Wiegel bekleidete. Völlig frei im Sechzehner angespielt versucht er es mit dem Lupfer, aber Kolbe kann den Ball abfangen.
Am Ende landet der Ball dann doch noch im Essener Netz, doch erneut ist es eine Abseitsstellung, die dem Treffer die Anerkennung nimmt. Den fälligen Freistoß ließ der unauffällig agierende Schiedsrichter nicht mehr ausführen – mit 2:0 besiegt RWE die SpVgg. Bayreuth und hat somit vor den anstehenden harten Wochen gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel (ja, vorher noch Aue) acht Punkte Vorsprung auf die ominöse Linie.
Mann des Spiels – nicht nur seines Treffers wegen – für mich Björn Rother. Was der defensiv weggearbeitet und offensiv angeschoben hat – Wahnsinn. Gedanken mache ich mir weiterhin um die Offensivabteilung, denn trotz aller Bemühungen ist das meines Erachtens zu wenig Gefahr, die von den Jungs da vorne ausgeht.
Eine schöne Begebenheit durfte ich dann noch auf dem Weg zum Auto erleben. Drei Bayreuther Anhänger hatten sich auf der Suche nach dem Weg zum Hotel (an der Bottroper) im Bereich an der Metro verlaufen und so gerieten wir ins Gespräch. Die Drei waren total begeistert von der Atmosphäre an der Hafenstraße und ja, auch vom Stauder („und das sagen wir als Leute aus Franken, der besten Bier-Region der Welt!“). Ich muss sagen, da habe ich schon unsympathischere Gästefans erlebt. Ich hatte den Jungs empfohlen, statt über Altenessen den Weg zurück am Stadion vorbei Richtung Bottroper zu machen, sie hatten aber dabei ein mulmiges Gefühl, sich durch die Essener Reihen zu begeben, denen ja leider auch ein gewisser Ruf vorauseilt. Ich bin mir sicher, die Jungs hätten im Bereich des Hafenstübchens ein paar nette Gespräche und viel, viel weiteres Bier vorgefunden. An dieser Stelle – falls ihr das wie versprochen lest – vielleicht können wir nächste Saison da was zusammen organisieren, damit ihr unsere schöne Stadt besser kennenlernt. Die Industriegebiete sind nun wirklich nicht repräsentativ… Vorausgesetzt, ihr haltet die Klasse, ich würde es euch gönnen, wenn wir auch drinbleiben!
Für uns geht es Samstag in Aue weiter. Ein weiteres Team mit aufstrebender Tendenz, lange unter Wert verkauft, inzwischen auf Augenhöhe. Mit einer Leistung wie heute sollte da etwas drin sein. Und dann mal sehen, was man gegen „die da oben“ reißen kann.
Nachtrag: Bestes. Interview. Ever:
Ein Kommentar zu „Englische Woche III“