Mein Saisonfazit 2023/24

Das war sie also, die Saison 2023/24, die RWE auf einem – soviel sei vorweggenommen – aus meiner Sicht hervorragenden 7. Tabellenplatz und mit dem erneuten Gewinn des Niederrheinpokals und damit verbundener Qualifikation für den DFB-Pokal abgeschlossen hat.

Warum ich die Spielzeit eher positiv einschätze? Zunächst mal wäre es zu einfach zu sagen. „Vor der Saison hätten wir das wohl alle unterschrieben.“ Klar, so ganz falsch ist das natürlich nicht. Dennoch sind wir nicht zufällig im oberen Drittel der Liga (okay, gerundet) gelandet. Christoph Dabrowski hat es geschafft, aus den Einzelspielern seines Kaders eine echte Einheit zu formen, in der sich jeder für den anderen zerreißt, eine Mannschaft, die sich bis zur letzten Sekunde nicht aufgibt und Spiel für Spiel alles dafür getan hat, diese verdammten drei Punkte einzusammeln.

Der Start in die Saison war dabei eher durchwachsen. RWE hangelte sich über okaye (Aue) und sehr glückliche (Viktoria) Unentschieden von Punkt zu Punkt, besiegte Münster kurz vor Abpfiff mit 1:0, unterlag aber in Ulm – (inklusive „Wie kann man gegen so ein Kuhdorf verlieren“-Gefühlen – wir wussten ja noch nicht, wohin der Ulmer Weg führen würde) und steuerte mit dem Dresden-Sieg in der Hinrunde ein echtes Highlight ein.

Dem Vernehmen nach war das Problem schnell identifiziert, im Zuge dessen wurde Felix Bastians nicht nur seines Kapitänsamtes, sondern auch seines Jobs verlustig. 0:9 Gegentore in zwei Spielen hielten jedoch mehr als 10.000 Rot-Weiße nicht davon ab, die Mannschaft mit nach Dortmund zu begleiten, wo bei toller Atmosphäre der erste Sieg einer Fünf-Spiele-Siegesserie eingefahren wurde. Zwischenzeitlich katapultierte das unseren Verein auf Platz 3 der Drittliga-Tabelle und das Bild von der Wurst, in die man auch hineinbeißen möchte, wenn man dran schnuppert, wurde geboren.

Ingolstadt und Sandhausen zeigten sich jedoch als Partycrasher und holten uns alle wieder ein wenig zurück auf die Füße, bevor ein knapper Sieg gegen Lübeck und ein unfassbares Spiel gegen Halle die Euphorie über den Jahreswechsel noch einmal zum Kochen brachten.

Die bitterste aller Niederlagen aus meiner Sicht fingen wir uns leider im neuen Jahr beim damaligen Tabellenzehnten (!) in Münster ein. Aus dem Nichts hatte RWE dort eine frühe Führung ausgeglichen, mit dem Pausenpfiff aber Brumme verloren und kurz vor Ende dann die erneute Münsteraner Führung hinnehmen müssen. Statt Platz drei zurückzuerobern, lief RWE wieder der Musik hinterher. Es folgte ein erneut unfassbarer Spielverlauf beim 4:3 gegen Freiburg mit anschließendem erneuter Dämpfer bei 1860.

Dafür schlug man den damaligen Tabellenführer in dessen Stadion hochverdient, musste aber gegen Ulm eine erneute Niederlage einstecken. Kurios wurde es aber beim Spiel in Dresden, bei dem man bei 3:30 Torschüssen und 0:15 Ecken aus eigener Sicht trotzdem einen Punkt entführen konnte. Und noch immer war in der Tabelle nach oben alles offen, man war in Tuchfühlung.

Doch Unterhaching erwies sich erneut als (für uns) unbesiegbar, gegen Verl zeigte man eine der schwächsten Saisonleistungen, bekam zwei Witz-Elfer gegen sich, von denen Golz den letzten parieren konnte. 1:1 am Ende, der Ausgleich fiel durch die einzige nennenswerte Torchance für RWE.

Aus den nächsten drei Heimspielen sollte man mit 12:1 Treffern herauskommen und dabei nicht nur Dortmund und Ingolstadt überzeugend schlagen, sondern auch die Zebras einen dicken Schritt weiter in Richtung Regionalliga schubsen. Viel Vergnügen bei der Reise über die Dörfer.

Dazwischen gab es jedoch aus drei Auswärtspartien zwar keine Niederlage, aber auch nur 5 Punkte. Insbesondere in Saarbrücken fiel das Gegentor erst kurz vor Schluss, aber auch nicht unverdient, so fair muss man wohl sein.

Drei Spieltage vor Schluss war man so also drei Punkte hinter dem Relegationsplatz (Münster), einen weiteren Zähler hinter dem direkten Aufstiegsplatz (Regensburg) und die Tabellenkalkulatoren liefen heiß. Sieben Punkte aus den kommenden drei Partien gegen Sandhausen, 1860 und Lübeck sollten doch möglich sein, Regensburg und Münster mussten beide noch gegen Saarbrücken ran und Viktoria konnte auch noch Zünglein an der Waage spielen. Spoiler: hat alles nicht geklappt.

Zunächst musste Regensburg in Freiburg vorlegen und unterlag beim bereits feststehenden Absteiger überraschenderweise. In Sandhausen konnte RWE allerdings erneut nur eine einzige Chance herausspielen und unterlag mit 0:2. Am nächsten Tag nutzten die Adler die Vorlage der Domspatzen eindrucksvoll gegen Saarbrücken und zogen auf Platz 2, den sie dann auch nicht mehr verlassen sollten.

Doch auch der nächste Spieltag brachte keine Hoffnung zurück, im Gegenteil. Nach dem 0:1 gegen 1860 waren alle Möglichkeiten geschwunden, Regensburg mühte sich noch zu einem 1:1 bei Viktoria und konnte – im Gegensatz zu den Preußen – auch Saarbrücken am letzen Spieltag nicht mehr besiegen.

Um Platz 4 für die direkte Pokalquali einzunehmen, brauchte RWE nun wieder Schützenhilfe der Duisburger, doch Dynamo sorgte schnell für klare Verhältnisse, sodass unser eigenes 3:3 in Lübeck nicht mehr ins Gewicht fiel.

Warum das nun trotzdem eine gute Saison war? Ganz einfach. Wir durften viel jubeln, viel hoffen und zittern, haben gegen unsere ärgsten Lokalrivalen drei von vier Spielen gewonnen – davon gleich zwei in buchstäblich letzter Sekunde – und hatten bis zum vorletzten Spieltag weiter dieses angenehme Kribbeln, dass es vielleicht, vielleicht richtig was zu feiern geben könnte. Die Zielvorgabe, sich frühzeitig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden, wurde erreicht und auch wenn die letzten drei Spieltage den Gesamteindruck trüben – die Mannschaft und wir Fans waren eine großartige Gemeinschaft, auf die es in der kommenden Saison aufzubauen gilt.

Wie zu jedem Saisonende gibt es natürlich diverse Abgänge. Zum Zeitpunkt dieses Textes verlassen uns:

Felix Götze – unsere Säule in der Abwehr, der nach der Demission von Bastians in die Bresche sprang und die Defensive meist und unter Einsatz von Schweiß und Blut zusammenhielt. Er wechselt nach Paderborn.

Cedric Harenbrock – nach sieben Jahren in Rot und Weiß und zwei Kreuzbandrissen ist und bleibt er einer unser Aufstiegshelden. An ihm scheiden sich die Geister, geniale Momente und Spiele ohne nennenswerte Augenblicke gaben sich die Hand. Neues Ziel noch unbekannt.

Isy Young – ebenfalls Aufstiegsheld und Tor-des-Monats-Schütze. Für viele Sündenbock, für andere einfach unterschätzt. Sein Vertrag wurde nicht verlängert.

Sandro Plechaty – auch lange verletzt, am Ende der Saison (mal wieder) erstarkt zurückgekommen. Auch er Aufsteiger, für einen neuen Vertrag hat es am Ende dann nicht mehr gereicht.

Sascha Voelcke – auch er Teil des Aufstiegskaders und auf der Suche nach mehr Einsatzzeiten bei einem neuen Verein.

Fabian Rüth – kam nie aus seinen Verletzungen wirklich zurück und erhält somit leider folgerichtig kein neues Arbeitspapier. Aber auch er gehört zu unseren Aufsteigern.

Ron Berlinski – der Mann mit der Pferdelunge, zumindest für so zwanzig Minuten. Mit seinem Einsatz zum Publikumsliebling avanciert, insgesamt aber doch wohl hinter den Erwartungen zurück. Auch sein auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert.

Björn Rother – geholt mit vielen Vorschusslorbeeren, in dieser Saison oft der Einwechselspieler Nummer 1, wenn es ums Dichtmachen des Mittelfelds ging, insgesamt aber für die von Dabrowski präferierte Ausrichtung unseres Spielsystems nicht der Richtige. Daher trennt man sich auch von ihm.

So bitter es natürlich ist, dass man nun erneut einige Spieler aus der Aufstiegssaison verliert, so sehr muss man sich von sämtlichen romantischen Spieler-Verein- oder Verein-Spieler-Beziehungen verabschieden. Für beide Seiten geht es um den maximalen Erfolg, für die Spieler auch um das private Glück in Form monatlich ausgezahlter Lachkekse. Wenn besser dotierte Verträge aus höheren Ligen rufen, ist es schwierig, jemanden vom Weggang abzuhalten, gleichzeitig muss der Verein ständig prüfen, an welchen Stellen man nachbessern kann.

Jungs, wohin euch der Weg auch führen mag – alles Gute! Lasst euch gerne an der Hafenstraße mal wieder blicken!

Mit Marcus Uhlig wurde zudem gestern auch unser langjähriger Vorstandsvorsitzender verabschiedet, der – allen Fehlern zum Trotz – auch sehr viel richtig gemacht hat. Und mal ehrlich: wer von uns ist ohne Fehler?

Lieber Marcus, auch dir alles Gute für den weiteren Lebensweg, vielen Dank für alles!

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