Englische Woche II

Ich war ja schon ein paar Mal in Wuppertal und weiß, dass das mit dem Parken dort immer so eine Sache ist. Was sich aber gestern abspielte, war auch für mich neu: Fast 30 Minuten habe ich versucht, für meine Familienkutsche einen Parkplatz zu finden. Schlussendlich habe ich dann rund 2 km vom Stadion entfernt eine Möglichkeit gefunden und mich dann im Laufschritt bergab zum Einlass begeben. Schließlich sollte ich ab ca. 18:45 für Radio Hafenstraße „on air“ sein – ein Unterfangen, das schon allein deshalb unmöglich war, weil ich zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal im Stadion angekommen war. Und das trotz Abfahrt fast zwei Stunden vor Spielbeginn.

Weiter ging es dann mit der Suche nach der richtigen Kasse, denn ich war ja akkreditiert. Am ersten Häuschen erwartete mich ein Mitbürger mit dunkler Hautfarbe, der mich nur fragend ansah, er wisse nicht, wo ich hinmüsse, und auf erneute Nachfrage erwiderte (und das ist ein Zitat!) „Ich nix deutsch!“ Well played. Na ja, am nächsten Kassenhäuschen konnte man mir dann doch besser helfen, ich wurde zum richtigen Kollegen geschickt und fand mich dann gut zehn Minuten vor dem Anpfiff auf der Pressetribüne ein, wo ich dann unter Platz- und Zeitmangel die mir recht unbekannte Hardware zurechtdengelte. Mein Nebenmann – ein Wuppertaler – half mir etwas, mein Zeug zu sortieren, und so stand dann kurz vor Anpfiff endlich die Leitung und es konnte losgehen. Was ein Stress…

Zum Spiel: Gleich 11 Spieler standen Dabrowski aufgrund einer akuten Krankheitswelle nicht zur Verfügung, darunter Ennali, Tarnat und Engelmann, doch die Startelf, in die Harenbrock und Plechaty zurückkehrten, machte dennoch keineswegs den Eindruck einer B-Elf: Golz im Tor, Rios Alonso, Bastians, Herze davor, Rother und Müsel in der Zentrale und offensiv Kefkir, Berlinski und Young – das passte schon so.

Während auf Wuppertaler Seite eine durchaus eindrucksvolle Choreo präsentiert wurde (aber warum muss da immer Pyro mit dabei sein?), war es recht still im Gästebereich. Das war für mich vielleicht der größte Wermutstropfen des Abends, denn der Support auf unserer Seite war für den Rahmen (rd. 9800 Zuschauer) doch echt mau.

Spielerisch war es zwar von beiden Teams keine Offenbarung, aber grundsätzliche Offensivbemühungen konnte man durchaus erkennen. Es war das, was man wohl ein „munteres Spielchen ohne große Highlights“ nennt. Stattdessen erlebte der Zuschauer ein Eckenfestival, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Auf beiden Seiten gab es im gesamten Match eine Vielzahl von Ecken – Spoiler: Eigentlich wurde es aber bei keiner so richtig gefährlich.

Nach zehn Minuten wäre es beinahe zur Führung für RWE gekommen, als die Wuppertaler Hintermannschaft auf Abseits spielte, dabei jedoch Rother übersah, der von Young perfekt angespielt wurde. Am Ende verhinderte eine Abwehrgrätsche, dass der Querpass von Rother in Richtung der mitgelaufenen Harenbrock und Berlinski sein Ziel erreichte.

Es war dann wieder Young, der die spielentscheidende Szene einleitete. Erneut mit einem Ball hinter die Kette auf die Reise geschickt (ein Mittel, das in der ersten Halbzeit ein paar Mal ganz okay funktionierte) lief er seinem Gegenspieler davon legte den Ball vorbei an WSV-Keeper Patzler und wurde von Peitz mit einem klassischen Fußkontakt zu Fall gebracht. Der zweitligaerfahrene Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen ließ seine Pfeife erklingen – Strafstoß. Eine Sache für Kapitän Felix Bastians, ein platzierter Schuss unten links aus Schützensicht – 1:0, obwohl Patzler die richtige Ecke erahnt hat.

Kein Abseits von Young vor dem Elfer! (Screenshot: https://www.youtube.com/watch?v=ZU4EF92J0EQ)

Noch vor dem Wechsel hatte RWE die Chance, auf 2:0 zu erhöhen, als Kefkir und Müsel bei einem Freistoß aus dem Halbfeld am Ball standen, quasi alle mit der Kefkir-Flanke rechneten, der Ball aber gefühlvoll auf Rother gespielt wurde, der mit seinem Volleyschuss aus der Drehung aber knapp das Tor verfehlte. So ging es mit dem 1:0 in die Pause. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Mannschaft Spiel und Gegner im Griff und ich hatte nicht das Gefühl, dass irgendetwas schief gehen könnte.

Doch schon mit der ersten Aktion zeigte der WSV, dass man sich gegen die drohende Niederlage wehren wollte. Stiepermann – der wohl auffälligste Wuppertaler an diesem Abend – zieht in den rot-weissen Strafraum und spielt den Ball gegen seine Laufrichtung in bester No-Look-Manier aufs Tor. Der Ball springt an den Pfosten, erst dann kann Golz vor einem weiteren Angreifer den Ball aufnehmen.

Während unseren Jungs mit zunehmender Spieldauer immer weniger gelang, warf der WSV alles nach vorne. Güler hatte zwei, drei gute Szenen, in denen auch Golz eingreifen musste. Wieder und wieder landeten die rot-weissen Zuspiele in den Reihen der Gastgeber. Lange Abstöße waren Beute der Wuppertaler Abwehr und RWE verlor immer mehr den Zugriff auf die Zentrale, Wuppertal drängte unsere Mannschaft teils deutlich in die eigene Hälfte zurück. Erst nach 60 Minuten konnte RWE wieder für ein wenig Entlastung sorgen, aber echte Chancen wollten dabei nicht mehr herauskommen.

Dann wechselte Dabrowski gleich dreifach, brachte Eisfeld, Loubongo und Kourouma für den bestens aufgelegten Harenbrock, der aber nach dem Wechsel auch blass geblieben war, für Young und für Plechaty. Kourouma brauchte ein paar Minuten, um im Spiel richtig anzukommen und wurde in dieser Phase gleich mehrfach vom agilen Hagemann vernascht, sodass dahinter Rios Alonso immer wieder in die Bresche springen musste, häufig auf Kosten weiterer Eckbälle. Und dann war da ja noch Stiepermann, der unermüdlich das Spiel der Hausherren ankurbelte. Doch die Defensive gab sich keine Blöße und hatte zudem noch das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite, weil Abpraller immer wieder vor Essener Füßen landeten.

In der 82. Minute brachte der WSV mit Königs einen weiteren Offensivroutinier aufs Feld – es sollte der kürzeste Auftritt werden, den ich jemals live miterlebt habe, denn nur fünf Minuten später sah Königs glatt rot nach einem eingesprungenen Tritt gegen Kourouma und konnte sich vorzeitig in die Kabine verabschieden.

Königs (links) gegen Kourouma
(symbolische Darstellung)

Wenige Minuten später war es soweit, Dr. Thomsen beendete das Spiel und schickte RWE damit ins Pokalhalbfinale. Revanche für das letztjährige Ausscheiden, das Neidharts sportliches Aus bei RWE besiegelte, geglückt. Nun trifft unser Team auf den 1. FC Bocholt, der ja mit Platzeck, Grund, Obst Windmüller und Voelcke gleich fünf Spieler mit rot-weisser Vergangenheit im Kader hat. Das andere Halbfinale bestreiten RWO und Ratingen – es könnte also wieder einmal zum Pokal-Final-Klassiker RWE gegen RWO kommen. Bis dahin geht aber noch eine Menge Wasser die Wupper runter.

A propos runter: Ich hatte ja eingangs erwähnt, dass ich auf dem Hinweg bergab gehen musste – die Cleversten unter euch schlussfolgern richtig, dass ich mich nach dem Spiel auf Bergwanderung begeben habe. Und glaubt mir, das ist auch mit einem Pokalerfolg kein Spaß, wenn man dabei an Kiosken vorbeikommt, vor denen sich die Wuppertaler Fans den Frust der Niederlage von der Leber trinken.

Wie dem auch sei: Fürs Team wird wichtig sein, möglichst viele Spieler wieder bis Sonntag (13:00 Uhr!) fit zu bekommen, wenn wir auf Mitaufsteiger Spvgg. Bayreuth treffen. Da gilt es wieder, wichtige Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln! #immeRWEiter und so!

NUR DER RWE!