Besucher des gestrigen Abschlusstrainings dürften von der Aufstellung nur wenig überrascht gewesen sein. Titz vertraute dem „Club der alten Männer“ und brachte mit Grote und Kefkir zwei der „gestandeneren“ Spieler, Hildebrandt und Endres mussten zunächst auf der Bank Platz nehmen. Für den gesperrten Hahn durfte Neuzugang Matuwila auflaufen und lieferte auch gleich eine astreine Partie ohne großartige Wackler ab.
RWE begann die Partie mit aggressivem Pressing und ließ den Gästen kaum Luft zum Atmen. Profit daraus konnte man nicht wirklich schlagen, lediglich ein paar Ecken sprangen in der Anfangsphase heraus.
Die erste Offensivaktion wurde dann von Heber eingeleitet, als dieser den Ball zu Golz spielen wollte, allerdings zu viel „Wumms“ hinter den Ball brachte und so aus 35m die erste Ecke für RWO produzierte, die jedoch völlig ungefährlich blieb.
Überhaupt war in der ersten Hälfte von RWO nach vorne nichts zu sehen. Pässe ins Nichts, unerreichbare Flanken – für die RWE-Abwehr eine dankbare Aufgabe. Doch nach vorne gab es auch nicht viel zu bewundern. Zwar versuchten es Grund/Kefkir links und Sauerland/Dorow rechts, doch auch hier landeten die Flanken eher im Seitenaus, was zum Teil sicher (auf beiden Seiten) am intensiven Wind lag, der heute durchs Stadion blies.
Die größte Chance im ersten Durchgang hatte Dorow, doch sein Kopfball aus aussichtsreicher Position ging deutlich über den Kasten. Eine scharfe Hereingabe von Sauerland verfehlte Freund und Feind, mit 0:0 ging es in die Pause.
Nach dem Wechsel wurden die Angriffe von Oberhausen intensiver, doch besonders Heber räumte alles ab, was ihm vor die Füße fiel. RWE hatte dadurch immer wieder auf der linken Seite Platz, den Grund und Kefkir immer wieder gut nutzen konnten, um hinter die Abwehr zu gelangen. Leider blieben die Zuspiele in die Mitte zu unpräzise oder landeten bei 3m-Mann Löhden, der in der Luft nicht zu überwinden war.
Titz reagierte, brachte Endres für Dorow und später Hildebrandt für den in der ersten Hälfte omnipräsenten Grote. Ein Bruch im Essener Spiel war dadurch nicht zu bemerken.
Eine dicke Chance hatte Kefkir nach gut 70 Minuten. Nach einem verunglückten Pass steht er plötzlich blitzblank im Oberhauser Strafraum und schießt aufs lange Eck, sein Ball verpasst dabei sowohl das Tor als auch die Fußspitze des heraneilenden Platzek nur knapp. Das hätte, das musste eigentlich die Führung sein.
Pronichev kam nun für Platzek. Wenig später gab es Freistoß aus halbrechter Position. Erneut versuchte sich Kefkir, sein Ball landete jedoch auf dem RWO-Kasten. Aus meiner Perspektive wäre der Keeper da chancenlos gewesen.
Pronichev war dann der nächste, der die Führung auf dem Fuß hatte. Von Endres geschickt, kann er sich im Strafraum gegen seinen Gegenspieler durchsetzen, versetzt den Oberhauser Keeper, zieht zum Elferpunkt – und gibt damit der Oberhauser Abwehr leider die Chance, aufzurücken und seinen Schuss zu blocken. Der Nachschuss von Sauerland aus 18m konnte von der Linie gekratzt werden.
Dem geneigten Zuschauer schwirrte zu diesem Zeitpunkt sicher schon ein „wenn sich das nicht mal rächt“ durch den Kopf, doch RWE dachte im Traum nicht daran, RWO das Spiel zu überlassen. Stattdessen die Erlösung. Über rechts kann Kehl-Gomez den Ball in die Mitte spielen, wo Endres diesen direkt auf Pronichev weiterleitet. Der Ball gerät jedoch in dessen Rücken, wodurch er ins Straucheln gerät. Kefkir schaltet am Schnellsten und vollendet zum erlösenden 1:0! Beeindruckend: auch die komplette Ersatzbank eilte zum Jubel herbei – es stimmt einfach in der Truppe.
„Opfer“ der Führung war Adetula, der zum Zeitpunkt des Treffers bereits einwechselfertig an der Seitenlinie stand. Titz entschied sich kurzfristig anderweitig und brachte als defensive Variante Philipp Zeiger, da nun natürlich vermehrt mit Langholz auf Löhden gerechnet werden musste.
Die verbliebenen 10 Minuten warf RWO in der Tat alles nach vorne und konnte noch einige weite Einwürfe durch „Saison-Versauerer“ Hermes sowie einige Eckbälle herausholen. Bei einer dieser Ecken für RWO sprang Golz unter dem Ball durch – erneut verhinderte Heber, dass die Gäste erfolgreich abschließen konnten.
Schließlich erlöste der souveräne Schiri die gut 10.000 Essener unter den mehr als 13.000 Zuschauern (offenbar finden es auch die Gäste in Essen schöner als zu Hause) und pfiff die Partie ab. Der Schiri – das sei an dieser Stelle einmal lobend erwähnt – ließ sich weder von der Atmosphäre anstecken noch pfiff er zu kleinlich. Es war ein angenehmes Gleichgewicht zwischen zugelassener und abgepfiffener Härte. Zudem zog er auch konsequent zwei- oder dreimal „Gelb“ gegen Oberhauser wegen Reklamierens.
Auf Essener Seite war schön zu sehen, wie wichtig auch ein bereits abgeschriebener (zwinker) Grote sein kann, er hat dem Spiel so viel Stabilität verliehen, dass Kehl-Gomez sich offensiv mit einschalten konnte. Platzek mit einem immensen Laufpensum im Anlaufen der Gegner. Etwas unglücklich das Duo Dorow/Sauerland in Durchgang eins, da wurden einige spielerische Fehlentscheidungen getroffen.
Eine Szene möchte ich noch hervorheben: Condé hatte sich in der gegnerischen Hälfte festgespielt und damit einen Oberhauser Angriff ermöglicht, der in einer Ecke resultierte. Sofort waren mehrere Mitspieler, darunter Matuwila zur Stelle, um ihm Mut zuzusprechen. Prima!
Dieser Sieg war verdammt wichtig. Klar, es folgen noch eine ganze Reihe Partien und damit Chancen, dass auch die Teams vor uns Punkte lassen. Bis wir die eingeholt haben, dürfen wir uns jedoch keine Blöße mehr geben. Darauf spekulieren, dass Verl und eben RWO keine Lizenz erhalten, wäre ein fataler Fehler.
Der Vollhorst hinter mir, der nach gut 60 Minuten „Fußball sehen“ wollte und immer wieder „Mein Gott, ist der Kefkir ne Wust“ von sich gab, ist eigentlich keine Erwähnung wert. Da aber ausgerechnet die Wurst den Siegtreffer erzielt hat, mache ich es trotzdem.
Schließlich möchte ich mich bei den Ordnern bedanken, die zugelassen haben, dass sich jemand aus den Innenbereichen an meiner nagelneuen Fahne dermaßen festgehalten hat, dass direkt zwei Ösen herausgerissen sind. Top!

Es folgt nun ein (planmäßiges) spielfreies Wochenende, bevor es erneut an der Hafenstraße gegen den SV Lippstadt geht. Mit der Einstellung von heute sollte und darf das jedoch einfach kein Problem sein.