Huch. Es ist schon wieder Mittwoch. Ich wollte eigentlich nach dem Dortmund-Spiel wieder einen Beitrag verfassen, aber wie das dann immer ist. Erstmal nach Hause, erstmal aufwärmen, erstmal was essen…
Grob zusammengefasst könnte man sagen: „Alles gut! Oder doch nicht?“ Es war sicherlich Balsam auf die geplagte rot-weisse Seele, endlich mal wieder einen Sieg einzufahren, noch dazu so emotional mit dieser verkopften ersten Halbzeit, in der es irgendwie nicht so ganz rund lief, mit diesem Eisfeld-Hammer, den wir hoffentlich noch einmal in der Sportschau wiedersehen dürfen, mit der Entscheidung durch Rother nach überragender Vorarbeit von Engelmann. Dazu endlich, endlich nach fast zwei Jahren, das Debüt von Michel Niemeyer, der, wenn er wieder 100% erreicht, einen echten Neuzugang mit Qualität darstellt. Doch trotz des Erfolges war nicht alles rosarot: Berlinski, dem ich den Einsatz nicht absprechen mag, rannte (zumindest für den Außenstehenden) recht ergebnislos an, zumal mit einer leicht geänderten taktischen Ausrichtung vorne rechts immer eine Lücke klaffte, in der der Ball dann früher oder später landete, worüber die Dortmunder dann ihr Spiel aufbauen konnten. Und wieder gab es kein „Stürmertor“, wobei es natürlich recht unerheblich ist, wer am Ende vollstreckt. Doch ich würde mir wünschen, dass all die Youngs, Ennalis und Wie-sie-alle-heißens sich endlich mal für ihr Engagement wieder belohnen.
Am Ende hieß es aber 2:0, RWE konnte den Vorsprung nach unten auf sieben Punkte ausbauen und so erst mal den Druck vom Kessel nehmen, der in den Wochen zuvor ins schier Unermessliche gewachsen war. Die „Meckerköppe“ hatten ein wenig Pause und so konnten wir alle etwas durchatmen. Und schon war es wieder Samstag und das Spiel gegen Ingolstadt stand an.
Das Spiel könnte man unter dem Überbegriff „Improvisation“ einordnen. Zum einen musste unser Trainer, Christoph Dabrowski, personell improvisieren: Neben Young, der seine Sperre abgesessen hatte, mussten die erkrankten bzw. verletzten Götze und Eisfeld ersetzen. Hatten die beiden letzteren doch im Dortmund-Spiel sehr gut harmoniert, war das Fehlen von Young gegen den BVB kaum spürbar, zumal Kefkir diese Lücke nicht nur schließen konnte, sondern mit seiner Hereingabe, die zur Vorlage für Eisfelds Treffer „geklärt“ wurde, auch unmittelbar am Erfolg beteiligt gewesen war. So kam er auch gegen Ingolstadt wieder zum Startelf-Einsatz, zudem durften Holzweiler und Rother ran.
„Improvisieren“ hieß es aber auch bei den RWE-Fans, die mit knapp 1.000 Zuschauern knapp ein Viertel (!) der Anwesenden stellten. Am Vorabend des Spiels wurde mitgeteilt, dass der geplante FFA-Bus nicht fahren würde und so mussten diejenigen, die sich dort eingebucht hatten, nach einer Alternative suchen. Und soweit ich mitbekommen habe, hat hier die rot-weisse Familie mal wieder hervorragend zusammengearbeitet und kurzerhand Fahrgemeinschaften gebildet, um die Auswirkungen abzumildern.
Und schließlich konnte auch ich helfen, eine Lücke zu schließen: Radio Hafenstraße musste kurzfristig die Erkrankung des eingeplanten Kommentators vermelden, daher bot ich an, das Geschehen aus dem Magenta-Stream von zu Hause für die RH-Hörer zu beschreiben. Dass das mit einem Live-Bericht von vor Ort nicht zu vergleichen ist, ist vollkommen klar: Man bekommt die Atmosphäre nicht so zu spüren, man sieht gewisse Dinge einfach nicht und es fühlt sich einfach anders an. Aber ich hoffe, ich konnte denjenigen, die nicht über einen Magenta-Zugang verfügen, das Spiel trotzdem ordentlich rüberbringen.
Zum Spiel selbst ist vielerorts ja schon wieder eigentlich alles irgendwie geschrieben worden: Aus einer gefestigten Abwehr heraus konnte unsere Mannschaft zwar nur wenige Chancen herausspielen, hatte in Durchgang 1 aber die beste bis dahin durch einen Rother-Kopfball. Von den Ingolstädter Aufstiegsansprüchen war nicht wirklich viel zu erkennen, insgesamt waren beide Teams auf Augenhöhe.
Eine gute Viertelstunde vor Schluss kam dann nach langer Pause endlich Harenbrock wieder zu einem Einsatz, und dieser Typ ist echt jemand für die großen Momente: Nach zwei Kreuzbandrissen damals gegen Düsseldorf II im ersten Spiel genetzt, die Tür zum Aufstieg gegen Ahlen ganz weit aufgerissen und nun – wieder nach Kefkir-Flanke – mit der Kniescheibe zur Stelle, knapp zwei Minuten nach seiner Einwechslung die Führung für unsere Farben.
Es hätte alles so schön sein können, doch dann die 90. Minute mal wieder… man kann natürlich lamentieren, warum Bastians so weit vorne den Einwurf übernimmt, warum die Hintermannschaft so weit aufgerückt ist, warum Engelmann den Ball nicht festmacht oder warum niemand im Zweifel die rote Karte riskiert. Man muss aber auch konstatieren, dass der Pass auf Hawkins schon einer der feineren Art war. So musste die Heimfahrt mit einem 1:1 angetreten werden, dass wohl vor dem Spiel anders eintarifiert worden wäre als danach. Unter dem Strich ein Punkt, aufgrund der anderen Ergebnisse sogar einer, der den Abstand nach unten auf acht erhöht. In Anlehnung an die Einordnung gegen Dortmund also „Alles Kacke – oder vielleicht doch nicht?“.
Heute also mal wieder Niederrheinpokal. Wieder Wuppertal. Rückblende: In der vergangenen Saison war am Zoo Ende in diesem Wettbewerb, Neidhart war den Job los, Nowak/Wagner übernahmen und brachten einen denkbar knappen Vorsprung über die Ziellinie. In dieser Saison sind die Wuppertaler (mal wieder) eines der Top-Teams der Regio West, wenn diese auch von Münster dominiert wird. Daher wird sicher niemand unserer Verantwortlichen hier zu Überheblichkeit tendieren, das Ziel in diesem Wettbewerb soll die Quali für den DFB-Pokal sein. So rechne ich auf nur wenige Leute aus der zweiten Reihe. Vielleicht Wienand für Golz, vielleicht Kourouma für Rios Alonso. Aber im Großen und Ganzen haben wir da sicher nichts zu verschenken. Im Falle eines Sieges wartet Bocholt, parallel spielt RWO heute gegen Mettmann um den Einzug ins andere Halbfinale, wo schon Ratingen wartet.
Persönlich freue ich mich, heute Abend live vom Zoo für Radio Hafenstrasse zu kommentieren. Da ich ansonsten von keinem Livestream weiß, hoffe ich auf eine stabile Internetleitung und natürlich viele Zuhörer.