Niederrheinpokal – Halbfinale gegen den TV Jahn Hiesfeld, der im Viertelfinale immerhin den Wuppertaler SV aus dem Turnier gekickt hat – RWE sollte gewarnt sein. Das Team bestückt mit einigen ehemaligen RWO-Akteuren, die öffentlich mit dem Sieg über RWE geliebäugelt haben. gab sich im Vorfeld kämpferisch. So hat man die berühmte Einleitung der Asterix-Comics umgetextet. Man sei gewillt, dem übermächtigen Gegner (nennen wir es einfach „Essener Imperium“) das Leben schwer zu machen.
Das gelang auch gute 20 Minuten recht ordentlich, zu zerfahren die Aktionen der Hausherren. Viele Stockfehler prägten das Spiel, und RWE hatte kaum Zeit, mal ein paar präzise Pässe am Stück zu spielen, weil Hiesfeld zu Beginn sein Heil in der Offensive suchte. Mit fortschreitender Spielzeit entwickelte sich dann aber doch in Hälfte eins ein Spiel im besten Handball-Stil, immer herum um den Dinslakener Strafraum. Wurde der Ball geklärt, so war umgehend ein rot-weisser Fuß zur Stelle, um den Ball wieder zu sichern. Leider dauerte es trotzdem bis zur 30. Minute, bis Timo Brauer per Geistesblitz Kai Pröger auf die Reise schickte, dieser aber am Keeper im Eins-gegen-Eins scheiterte. Gute 10 Minuten später musste der Hiesfelder Keeper sich strecken, als er vom eigenen Mann auf dem falschen Fuß erwischt wurde, und quasi mit dem Halbzeitpfiff nagelte Platzek einen Kopfball nur knapp neben den Kasten, und so musste man sich mit einem torlosen Unentschieden zum Pausentee (den wollte ich schon IMMER mal bringen) begeben.
Nach dem Seitenwechsel wurden die rot-weissen Angriffe dann deutlich zielstrebiger als zuvor. Wieder und wieder gelang es, hinter die Abwehrkette zu kommen, und immer wieder nutzen Baier und Brauer die sich bietenden Möglichkeiten, Malura / Pröger auf rechts bzw. Bednarski / Grund steil anzuspielen. Während nach knapp 50 Minuten ein Volleyschuss von Pröger aus 11m nach feiner Bednarski-Flanke noch knapp am Kasten vorbeistrich und wenig später ein Angriff wegen äußerst zweifelhaftem Abseits abgepfiffen wurde, war es dann in der 62. Minute endlich soweit: Eckball RWE, Baier spielt den unbeliebten kurzen Pass auf Grund, der sich um seinen Gegenspieler dreht und den Ball von der Grundlinie zurücklegt. Dort lässt Zeiger den Ball passieren und Meier hatte freie Schussbahn – 1:0.
Dieser Treffer belebte das Spiel, denn nun musste Hiesfeld endlich die Deckung öffnen. Nur drei Minuten nach der Führung gab es erneut Eckball, diesmal von der anderen Seite. Flanke Grund, Platzek verlängert, und am langen Pfosten drückt Malura den Ball aus einem knappen Meter flach ins Tor.
RWE nahm eine kurze schöpferische Pause, um die nun intensiver werdenden Bemühungen der Gäste abzufangen und nicht in Konter zu laufen. Stattdessen konnte zehn Minuten vor Schluss nachgelegt werden: Der heute wieder extrem laufstarke Platzek erobert einen hohen Ball an der Mittellinie, läuft über rechts, lässt Pröger kreuzen, zieht dann nach innen und flankt auf den völlig blank stehenden Bednarski, der den Ball annimmt und über den herauseilenden Keeper lupft. Zwar versucht noch ein Verteidiger, den Ball zu klären, kommt dabei aber zu spät 3:0 – Drops gelutscht!
Während ich einige Freunde noch per WhatsApp über den weiteren Treffer informierte, fiel dann nach einem erneuten schnellen Angriff über Pröger das 4:0, mit dem Schlusspfiff bereitete dann Timo Brauer mit einem Zuckerpass per Außenrist auf Bednarski das 5:0 vor.
Bemerkenswert, dass Hiesfeld im kompletten Spiel nicht einen einzigen gefährlichen Schuss aufs rot-weisse Tor abgegeben hat. In den paar Situationen, in denen Lenz Flanken vom Himmel pflücken musste, strahlte er dabei eine ungeheure Souveränität aus.
Erfolgsgaranten heute ganz klar Platzek mit seiner Laufarbeit, Grund mit zwei Vorbereitungen sowie Bednarski mit seinen Treffern. Bei letzterem würde ich mir wünschen, dass er seine körperliche Robustheit öfter einsetzen würde, um Bälle abzusichern und ordentlich anzunehmen, zu oft springen Bälle ungünstig von ihm weg oder werden ihm einfach abgelaufen. Baier versteckte sich für meinen Geschmack in Halbzeit eins zu sehr, nach dem Wechsel war er einfach überall zu finden – warum nicht früher so?
Noch ein Wort zur Stimmung: Während die Gästefans sich auch nach den Toren nicht vom Feiern abhalten ließen, handelte die aktive Szene heute mal wieder nach dem Motto „et is noch immer joot jejange“ und schwieg größtenteils. Ich finde es dennoch traurig, dass ohne besagte Jungs und Mädels einfach keinerlei Stimmung aufkommen wollte. Und ich behaupte, dass heute nur die ganz harten Fans im Stadion waren, mit Event-Erfolgs-Schönwetter-Fans hatte das jedenfalls nichts zu tun. Immerhin bot dies die Gelegenheit, auch dem Schiri / Assistenten mal lautstark mitzuteilen, was man von dessen Entscheidungen hält, und auch die launigen Gesänge der Gäste waren ordentlich zu vernehmen. Ich möchte an dieser Stelle noch kurz die letzte offene Frage („Warum seid ihr H***n so leise?“) beantworten: Für euch Spiel des Jahres, für uns nur ein lästiger Kick in einer Phase, die man durchaus als Krise bezeichnen könnte. Da haben die meisten hier wohl keine Lust zu feiern…
Ich hoffe auf ein packendes Finale mit hoffentlich besserem Ende für uns. Wie ich durchaus scherzhaft bereits bei Twitter/Facebook erwähnte, wäre ich einem Finale an einem neutralen Ort wie beispielsweise dem Niederrheinstadion (verstehste? Neutraler Ort?) nicht abgeneigt. Wenn ich richtig informiert bin, findet der diesjährige „Tag der Amateure“ am Pfingstmontag statt – freihalten, Leute!
Den durchaus tapferen Gästen möchte ich in bester römischer Tradition für die Heimreise in ihr kleines, unbeugsames Dorf mitgeben: „Assindia seu vicit cope!“