Arbeitssieg

RWE besiegt den Bonner SC zu Hause mit 2:0 und wird damit ein komplettes Jahr lang (!) ungeschlagen bleiben. Dabei konnte das Tabellenschlusslicht das Spiel länger offen gestalten, als uns Essenern lieb sein konnte.

Dass die Gäste nicht als Punktelieferant an die Hafenstraße gekommen waren, zeigten sie von Beginn an durch ihr intensives, aggressives Pressing, dass den rot-weissen Spielaufbau weitestgehend auf lange Bälle limitierte. Wenn es um Passkombinationen ging, zeigte RWE ungewohnte Nervosität. Dennoch war es Kefkir, der in den ersten 15 Minuten gleich zweifach die Chance auf die Führung auf dem Schlappen hatte. Zunächst ging der Ball aber deutlich am Kasten vorbei, dann konnte der Bonner Keeper den Ball aufnehmen. In der dritten Situation hätte Engelmann beinahe abstauben können, setzte seinen Schuss jedoch etwas zu hoch an und traf nur Aluminium. Quasi im Gegenzug kam Bonn durch Schumacher zur ersten Chance, stellte Davari aber vor keine nennenswerten Probleme.

Nach gut 20 Minuten bekam RWE einen Freistoß in zentraler Position, ca. 20m vor dem Tor zugesprochen. Der Schuss von Kehl-Gomez fand in der Bonner Mauer eine Hand, sodass der Unparteiische auf Strafstoß für RWE entschied. Simon Engelmann wollte seinen Fehlschuss aus Wiedenbrück ausmerzen und nahm sich ohne zu zögern den Ball. Im Gegensatz zur Vorwoche vollendete der beste Torjäger der Liga zur 1:0-Führung.

Die Bonner, die nicht wie ein Abstiegskandidat auftraten, ließen sich jedoch nicht von ihrer Linie abbringen und störten weiterhin den Aufbau, sodass es bis auf einen Distanzschuss von Grote kurz vor dem Wechsel keine nennenswerten Szenen auf Essener Seite gab.

Fünf Minuten nach Wiederanpfiff war es Young, dessen Schuss aus bester Position im Sechzehner an Hupe scheiterte, wenig später hatte Plechaty die Riesenchance, den Sack vorzeitig zuzumachen, hatte aber gegen den prächtig parierenden Hupe gleich zweifach das Nachsehen. Fünf Minuten später war es Engelmann, der bei einem Konter aus spitzem Winkel zu genau zielte und den Ball an den langen Pfosten setzte. Eine Viertelstunde vor Schluss war es dann aber doch soweit. Von Grote angespielt stochert Harenbrock den Ball in den Sechzehner, Engelmann nimmt dem eingewechselten Endres den Ball vom Schläger und lässt damit den Keeper ins leere laufen. So kann er dann unbedrängt ins leere Tor zum 2:0-Endstand einschieben.

Damit war natürlich die Messe gelesen, Davaris Kasten wurde nur noch ein einziges Mal in Gefahr gebracht, mit einem tollen Reflex konnte der Schlussmann den Anschluss jedoch verhindern.

Insgesamt geht der Sieg in Ordnung, auch wenn die Bonner einen soliden Kampf geliefert haben. Ich verfolge die BSC-Spiele nicht regelmäßig, daher verwundert es mich doch sehr, dass die so weit unten stehen. Das Spiel heute war geprägt von vielen kleinen Fouls, sieben oder acht gelbe Karten – ich weiß nicht mehr genau – sprechen eine recht deutliche Sprache. Wichtig ist jedoch, dass unter dem Strich drei Punkte verbucht werden können und das keiner der Akteure verletzt wurde. Besonders Grote, der heute wieder zentraler agierte, wurde immer wieder hart angegangen.

Mich stört heute einzig die erneut mangelhafte Chancenverwertung, die man dieses Mal nicht dem gegnerischen Keeper ankreiden kann, Wiedenbrück lässt grüßen. Neidhart hat Recht, wenn er sagt, dass diese Situationen überlegter, gieriger ausgespielt werden müssen. Im nächsten Spiel, dem Pokalkracher gegen den Bundesligisten Bayer Leverkusen, ist es vielleicht „nur“ ärgerlich, wenn man aus besten Chancen keinen Treffer macht. Wenige Tage darauf kommt es jedoch zum Spitzenspieler gegen die U23 des BVB. Wenn diese sich bis dahin gegen Gladbach und Lotte keine Blöße gibt, wird RWE (dann mit einem Spiel weniger wegen spielfrei) mit zwei Punkten Rückstand in die Partie gehen, daher ist ein Sieg in diesem „Sechs-Punkte-Spiel“ ultra-wichtig für die Mission „Aufstieg“, denn ich möchte nicht auf Schützenhilfe hoffen müssen. Das Rüstzeug dazu hat die Mannschaft, unsere Defensive kann sicherlich auch einen Tigges in den Griff kriegen. Es wäre jedoch fahrlässig, sich darauf zu verlassen, dass Engelmann „regelt“ , hier sind meiner Meinung nach insbesondere auch die Außenspieler gefragt, mehr Torgefahr zu entwickeln.

Ich möchte aber betonen: Ich bin weit davon entfernt, Mannschaft und Trainerstab diese Fahrlässigkeit zu unterstellen. Beide wissen mit dieser Situation sicher umzugehen und werden die richtige Einstellung für beide Partien auf den Platz bringen. Eine (zu erwartende) Niederlage gegen die übermächtig erscheinenden Leverkusener wird uns nicht zurückwerfen, da alles andere eine große Sensation wäre. Selbst eine Niederlage gegen die Borussen würde nicht alle Chancen auf das große Ziel zerstören, noch ist die Saison lang, wir haben einen extrem breiten Kader und die Dortmunder mussten schon einmal mit ansehen, wie sie auf einen Ausfall von wichtigen Spielern nicht adäquat reagieren konnten. Und auch der BVB muss ja nochmal gegen Bonn ran.

Die letzte Pflichtspielniederlage hat RWE am 01.02.2020 erlitten, als der SV Rödinghausen nonchalant die Punkte von der Hafenstraße entführte. Da der Pokalkracher am 02.02.2021 stattfindet, werden wir also gerade Zeuge, wie unser Herzensverein ein komplettes Jahr unbesiegt übersteht. Von mir aus kann es gerne noch lange, lange so weitergehen.

Ob das Spiel gegen die Borussen wie geplant am 06.02. stattfinden kann, steht für mich noch nicht fest. Am 31.01. spielt die SGS an der Hafenstraße, am 02.02. ist Pokal, der Rasen sah heute schon sehr mitgenommen aus – ob das reicht, den Platz bespielbar zu halten?