Sieg ist Sieg!

Es gibt Spiele, die gewinnt man quasi im Vorbeigehen. Da schenkt einem der Gegner in den ersten Minuten die Führung, da läuft der Ball flüssig, man kann entspannt erhöhen und sich den Gegner nach belieben zurechtlegen. Und dann gibt es Partien wie die am vergangenen Dienstag in Bonn. Anmerkung vorab: Ich habe das Spiel am Stream verfolgt.

Christian Neidhart schickte dieselbe Elf ins Rennen, die noch am Freitag gegen Fortuna Düsseldorf mit einer überzeugenden Leistung mit 2:0 besiegen konnte. Bei zunächst strömendem Regen und auf schwierigem „Geläuf“ gaben unsere Jungs von Beginn an Vollgas, konnten aber beste Chancen zunächst nicht nutzen: Ein Schuss von Endres aus 16m konnte vom Bonner Keeper gerade eben noch am Pfosten vorbeigelenkt werden, Engelmann verzog relativ freistehend weit nebens Tor. Auf der anderen Seite war die Offensive-Line (O-Ton des sporttotal-Kommentators) bei Hahn und Heber komplett abgemeldet. (Kleiner Einwurf: Ich finde es faszinierend, wie man eigentlich nur selten den Eindruck bekommt, der Gegner hätte irgendwas vor unserem Tor zu melden.)

Das schnelle Kombinationsspiel in die Spitze musste platzbedingt leider ausbleiben, der Ball machte ein wenig den Eindruck, als ob er kein gesteigertes Interesse daran hätte, sich mit dem Fuß über den Platz rollen zu lassen. Stattdessen gab es spielerische Rohkost. Immer wieder lange Bälle aus der Abwehr, die aber spätestens beim Aufprall auf dem Rasen unerreichbar wurden. Nach einem dieser Bälle hatten Endres und Engelmann Probleme, selbigen unter Kontrolle zu bringen. Zwar konnte Engelmann einen Schuss ansetzen, dieser wurde aber unmittelbar geblockt. Zum Glück stand Kehl-Gomez goldrichtig und konnte weiter auf Kefkir legen, der den Ball am langen Pfosten im Tor unterbringen konnte – die verdiente Führung.

Nach einem Geistesblitz von Condé, der den Ball sehenswert erneut auf Kefkir verlängern konnte, landete dessen scharfe hereingabe punktgenau bei Endres – dieser brachte jedoch das Kunststück fertig, am Ball vorbeizutreten. Das wäre sicherlich eine Vorentscheidung gewesen. Ohne jetzt auf Endres einprügeln zu wollen oder gar ihn als Chancentod zu brandmarken – irgendwann muss so ein Ding halt auch mal rein. Es ist leider nicht die erste Großchance, die er nicht versenkt, und die Konkurrenz steht in Neuverpflichtung Isaiah Young schon in den Startlöchern. Also, hau rein, Josh!

Grote köpfte nach einer Ecke noch knapp am Kasten vorbei, dann war auch schon Pause. Eine durch und durch überzeugende Halbzeit, die vielleicht um ein oder zwei Tore zu niedrig ausgefallen war.

Die letzten Wochen haben offenbar jedoch eine Menge Kraft gekostet und so forderte die zweite Dreiviertelstunde sichtlich ihren Tribut. Die erste dicke Szene sollte auch den Bonnern gehören: Erstmals ein Steilpass zwischen unsere Innenverteidiger und schon war sie da, diese eine Chance, die immer irgendwie passiert (trotz allem positiven Eindruck unserer Abwehr, s.u.). Davari verkürzte den Winkel jedoch recht geschickt, sodass der Schuss um Zentimeter am Tor vorbeistrich. Wie oft haben wir diese Dinger schon kassiert? Nicht so diesmal!

Doch auch RWE kam zu weiteren Chancen, wenn auch nicht mehr so überlegen wie im ersten Durchgang. Neidhart merkte, dass das Spiel in eine falsche Richtung zu kippen drohte und reagierte, brachte Platzek und Hildebrandt für die beiden „Außen“ Kefkir und Endres und stellte damit auf Fünferkette um. Dadurch verhinderte er, dass die Mannschaft komplett ins Schwimmen geriet, wenn auch zulasten der Offensivaktionen.

Eine gute Viertelstunde vor Schluss profitierte Engelmann von einem Ausrutscher eines Verteidigers und konnte zur Grundlinie durchlaufen und von dort Condé bedienen, dessen Schuss aus 18m allerdings übers Tor flog. Backszat kam nach seiner Einwechslung noch zu einer Chance, aus dem Stand stellte er den Keeper aber nicht vor größere Probleme.

Dass man Bonn noch zwei Freistöße aus dem Halbfeld in der Nachspielzeit zukommen ließ, war überflüssig, führte aber schlussendlich nicht zu Gefahr für unser Tor und so endete die Partie mit einem unspektakulären, aber nicht unverdienten Auswärtssieg. Leider gewannen die kleinen Fohlen parallel ebenfalls mit 1:0 und erklommen dadurch die Tabellenführung, sind aber ein Spiel voraus. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass RWE mit einem Sieg am Samstag bei Fortuna Köln die Spitze erklimmen kann.

Es gab im Nachgang einige kritische Stimmen, die einen deutlicheren Sieg erwartet hätten. Ich persönlich finde, dass man halt auch mal ein 1:0 mitnehmen muss. Ich halte es da wie Per Mertesacker 2014: Da sind halt keine Kirmestruppen dabei, gerade gegen RWE ist man ja gewohnt, dass alle nochmal fünf Prozent mehr rausholen. Von daher: Ab in die Eistonne, Regeneration für Samstag. Ich bin mir sicher: Ein 1:0 dort würde fast jeder sofort unterschreiben.

A propos: In Köln wurde heute verkündet, dass die 300-Zuschauer-Grenze wieder gelte. Ich fürchte, dass uns aufgrund der aktuellen Tendenz auch an der Hafenstraße ein ähnliches Schicksal wieder ereilen könnte. Der Trend ist halt nicht immer your friend.