Malocher-Sieg

Was für ein phantastisches Wochenende! Nicht nur, dass uns die Wetterlage einen herrlichen Ausblick auf den nahenden Frühling begleitet, auch auf der sportlichen Seite gab es für uns ja reichlich Grund zum Jubeln.

Erstmals seit gefühlter Ewigkeit war es mangels Stream-Angebot nicht für jedermann möglich, das Spiel von RWE in der benachbarten Turnhalle live visuell zu verfolgen. Für den einen oder anderen war es sicher äußerst strapaziös, über Radio Hafenstraße (oder gar „nur“ die Kurzschalten von Radio Essen) und die Livetickern mitzubangen, wie sich unsere Mannschaft denn aus der Affäre ziehen würde. Ich hatte mich – ohne zu wissen, dass es keinen Stream geben würde – für das Spiel um eine Akkreditierung bemüht, die mir, und das möchte ich ausdrücklich trotz aller Rivalität betonen, in enorm freundlicher Art und ohne viel „Tamtam“ genehmigt wurde (Grüße gehen raus an… ach, die Betroffenen lesen das hier eh nicht…)

So zog es mich gestern also auf die Pressetribüne der Arena, wo sonst die Kommentatoren von Sky, ARD, ZDF oder was-weiß-ich sitzen, und hochklassigen Profifußball das Gebolze der „Knappen“ in der zweiten Liga zu kommentieren. Allerdings hielt es mich ehrlicherweise nicht lange auf dem doch arschkalten Plastiksitz, denn nach etwas mehr als einer Viertelstunde kamen die Gastgeber mit ihrem ersten nennenswerten Angriff zur Führung. Eine Melange aus „abgerutscht“, „abgefälscht“, blöder Rotation und vielleicht auch der tiefstehenden Sonne machte es möglich, dass der Ball von Davari quasi unbehelligt in Zeitlupe ins Tor trudelte. Natürlich wurden im Netz wieder Stimmen laut, die „endlich“ eine Ablösung von Davari durch Golz fordern, weil er „mal wieder nicht gesprungen“ ist, und ja, ich gebe zu, das sah schon doof aus, ich gebe aber zu bedenken, dass wir mit (oder trotz, wie die Kritiker sagen würden) Davari dort stehen, wo wir aktuell sind: Auf Platz 1 der Tabelle. „Diva“ ist ein wichtiger Rückhalt unserer Mannschaft, er steuert die Abwehr mit all seiner Routine und gibt dabei die nötige Ruhe, um unser Spiel aufzuziehen.

Wie dem auch sei, nach der Führung brauchte RWE eine Weile, um wieder in die Spur zu finden. Zwar sprangen ein paar Ecken bei den weiteren Angriffen aus, aber aus den Standards konnte Rot-Weiss nicht die zuletzt erlebte Dynamik entwickeln. So brauchte es mal wieder einen dieser Momente mit Goldstaub, Young flankte von links, ein Abwehrspieler verlängert per Bogenlampe an den langen Pfosten, und Thomas Eisfeld nagelt die Kugel mit dem schwachen (!) linken dermaßen in die Maschen, dass der Platzwart morgen sicher erstmal die Rissfestigkeit des Netzes kontrollieren dürfte. Leckofanni.

Negativer Höhepunkt des ersten Durchgangs die Verletzung von Harenbrock, der (soweit ich das gesehen habe) plötzlich ohne Fremdeinwirkung verletzt am Boden saß und auch raus musste, an dieser Stelle gute Besserung! Man konnte ja schon lesen, dass es sehr nach einem Ausfall in den nächsten Wochen aussieht.

Ein königsblaues Geschoss aus 22m rundete Halbzeit eins ab, die mich äußerst zuversichtlich stimmte, dass wir als Sieger nach Hause fahren würden.

In der zweiten Halbzeit sollte sich die Hereinnahme von Dürholtz dann lohnen. Nicht, dass er seinen Job bis dahin schlecht gemacht hätte – im Gegenteil, er hatte einige gute Ideen, das Spiel nach vorne zu treiben. Aber als er nach etwas mehr als einer Stunde zum Sprint in den Strafraum ansetzte und Eisfeld mit einem fein getimeten hohen Steilpass den Ball genau in seinen Fuß spielte, konnte er Keeper Wienand überwinden und unter Bedrängnis im Fallen den Ball über die Linie bringen. Das Ganze zeigt mal wieder, wie gut wir personelle Ausfälle in der Breite ohne Leistungsverlust ersetzen können. Und was soll man noch zu Eisfeld sagen? Vier Spiele, vier Treffer (den Elfer gegen Münster eingerechnet), zwei wichtige Assists – wer braucht schon einen Quarterback, wenn er solch einen Spieler in seinen Reihen weiß.

Natürlich hatte RWE im Fortgang des Spiels noch alle Hände Füße voll zu tun, die Führung auch über die Zeit zu bringen, denn man muss bei den Blauen durchaus von einem der besten Gegner reden, denen wir zumindest in der Rückrunde gegenüber gestanden haben. Noch ohne Niederlage 2022 setzten Sie noch einmal auf die Angriffskarte und wurden kurz vor Schluss durch eine verunglückte Flanke beinahe belohnt, die Davari (!) aber über die Latte drücken konnte. Zuvor musste der Pfosten aushelfen, als ein Angreifer im 1-gegen-1 unseren Keeper umlaufen konnte. Mit dem Schlusspfiff dann aber nochmal „Puls“ bei allen, die es mit Rot-Weiss halten, als der großgewachsene Dadashov am 5er den Ball annehmen, aber nicht mehr gefährlich aufs Tor bringen konnte. Mit vereinten Kräften konnte RWE klären, dann ertönte der Abpfiff. Somit behält RWE die blütenweiße Weste: Sechs Spiele in der Rückrunde, sechs Siege.

Einen weiteren Namen möchte ich nicht unerwähnt lassen: Tarnat. Niklas Tarnat ist im Sommer relativ spät an die Hafenstraße gewechselt und musste im Dezember die doch großen Fußabdrücke seines Vorgängers auf seiner Position einnehmen, und er zeigt beeindruckend, warum er es in die Notizbücher der Verantwortlichen geschafft hat. Absoluter Einsatz bis zum Umfallen, Übersicht, Tempo, Technik – für seine 23 Jahre ein ziemlich gutes Gesamtpaket!

Zudem schafft es Neidhart, die Jungs bei Laune zu halten. Ich habe nicht den Eindruck, dass es aktuell personelle Reibereien gibt, hier ist ein echtes Team zusammengewachsen, das sich nach dem ganzen Scheiß der letzten Wochen (die Story rund um den Neu-Innsbrucker, die Verlegungen der Spiele gegen Ahlen und Köln, die Böller-Geschichte) auch von einem Rückstand nicht umwerfen lässt!

Die Krönung des Ganzen wurde uns dann heute am Flinger Broich serviert. Zwar schaffte es die 2. Mannschaft der Düsseldorfer nicht, die 1:0-Führung über die Zeit zu bringen, weil Löhden für Fortuna Köln kurz vor Schluss per sehenswertem Fallrückzieher ausglich, doch unser aktuell ärgster Verfolger hat endlich mal Punkte liegen gelassen. Dies in Kombination mit der Münsteraner Niederlage unter der Woche hat zur Folge, dass die Konkurrenz auf mindestens zwei Patzer unserer Mannschaft hoffen muss, um noch eine Chance auf den Aufstieg zu haben. Wir haben es selbst in der Hand, unseren Weg endlich ins Ziel zu bringen. Erstmals ist es rechnerisch möglich, vor dem letzten Spieltag die Meisterschaft klarzumachen.

Und wir erinnern uns sicher alle noch, als wir in der letzten Saison in der anderen Rolle waren, der des Verfolgers. Wie oft hörte man „die werden schon noch was verlieren“, nur um dann zuzusehen, wie Dortmund Woche um Woche Punkte einfuhr und der Druck auf unser Team immer höher wurde. Darum: Mittwoch nachlegen. Samstag nachlegen. Den Druck hochhalten. Köln und Münster haben in den nächsten Wochen auch kein leichtes Programm und wenn alles gutgeht, können wir alle Ende März schon deutlich entspannter auf das Restprogramm blicken.

Bis dahin gibt es aber noch viel zu tun. Ich weiß nur: RWE ist vorbereitet.

Die Chancen standen nie besser!

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