Der letzte Jahresrückblick

Jetzt ist es schon eine ganze Weile her, dass ich hier auf dem Blog ein paar Zeilen verfasst habe. Das hat ganz einfache Hintergründe: Zum Einen war ich mit Stream, Highlightclips und Co. unter dauerhafter „RWE-Beschallung“ und irgendwann ist dann auch alles gesagt und geschrieben zu den jeweiligen Spielen, zum Anderen haben Umbaumaßnahmen im heimischen Nullsieben-Palast meine Aufmerksamkeit verlangt, viel Zeit, die dann auf der Blog-Seite fehlte.

Ich möchte dennoch, eine gute Woche vor dem Start der Rest-Rückrunde mit dem Kracher gegen Wuppertal, die Gelegenheit nutzen, einen Blick auf das Kalenderjahr 2021 zurückzuwerfen, das ja doch sehr ereignisreich für uns RWE-Fans war.

Fangen wir vorne an: RWE startete ins Jahr als Spitzenreiter der Regionalliga, so wie wir es auch dieses Jahr erleben. Sechs Punkte auf Verfolger Dortmund mit einem Spiel mehr ließen die Flamme der Hoffnung aufkeimen, dass es am Ende tatsächlich reichen könnte. Zum Auftakt gab es ein torloses Unentschieden in Wiedenbrück – der Mannschaft, die mit dem Ausgleich in der Nachspielzeit am ersten Spieltag und ebendiesem 0:0 (mit vergebenem Elfer) für mich der ausschlaggebende Gegner war, der uns am Ende den Aufstieg gekostet hat.

Ein erstes Highlight war dann der 02.02. – DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen. Wer könnte sich nicht an diesen dramatischen Verlauf erinnern? Die Mega-Parade von Davari, das Gegentor in der Verlängerung, der Ausgleich von Kefkir, der Hammer von Engelmann, VAR-Zittern, den grenzenlosen Jubel rund um die Hafenstraße? Ein phantastischer Abend. Einer, von denen wir noch unseren Enkelkindern erzählen werden.

Das Spiel gegen BVB II fiel danach den Platzverhältnissen zum Opfer, beinahe der gesamte Februar war spielfrei. Der fehlende Spielrhythmus war sicher ein Faktor, dass RWE Ende Februar, im ersten Match nach mehr als drei Wochen, mit 0:3 in Düsseldorf baden ging.

Wenig später hofften wir alle auf eine Wiederholung der Sensation gegen Bayer – Holstein Kiel kam zum Viertelfinale im Pokal, der vermeintlich „einfachste“ Gegner, der noch im Wettbewerb verblieben war. Eine krasse Fehlentscheidung (ohne den erhofften VAR-Eingriff) brachte die Gästeführung vom Punkt, in dessen Folge relativ schnell das 0:2 fiel. Der Rest spielten die Störche zu unser aller Leidwesen routiniert herunter, da fiel auch das späte 0:3 nicht mehr ins Gewicht. Raus, aber stolz auf unser Team, so lässt es sich vielleicht am Besten zusammenfassen.

Der März wurde dann von den lokalen Fachblättchen zum „Monat der Wahrheit“ heraufbeschworen. Fortuna Köln, Münster, BVB II, RWO – viele Spiele gegen schwierige Teams von oben, und „der BVB wird auch schon irgendwo Punkte lassen“. Konnte RWE gegen die Fortunen noch gewinnen, blieb man in Münster ein paar Sekunden zu lange gedanklich in der Kabine und verlor mit 0:1 – bei mindestens einem nicht gegebenen Elfer.

Dann DAS Spiel der Spiele: Endlich ging es gegen die Zweitvertretung der Borussia. Eine frühe 1:0-Führung durch Engelmann versuchte RWE über die Zeit zu bringen, der Druck der Gäste wurde von Minute zu Minute stärker. Ein echtes Spitzenspiel, das auf beiden Seiten Kraft kostete. Kurz vor Schluss, fehlt Kehl-Gomez die Spritzigkeit, eine Flanke zu verhindern, Tachie erzielt den späten Ausgleich. Ein Unentschieden, das sich gefühlsmäßig eher als Niederlage einsortierte.

Einer Gala in der zweiten Hälfte gegen die Fohlen folgte das wohl schwächste Spiel der gesamten Saison: In Ahlen kassierte man vor der Halbzeit das 0:1, konnte per Engelmann-Elfer ausgleichen und schien dann förmlich um das 1:2 zu betteln, das dann mit dem Abpfiff auch fiel. Mit zwei Partien weniger hatte RWE damit satte 10 Punkte Rückstand auf die mittlerweile von oben grüßenden Borussen, die von Sieg zu Sieg eilten und sich dabei nicht selten vor Glück beschissen zum Erfolg duselten.

Zu Hause blieb RWE eine Macht, keine Mannschaft konnte an der Hafenstraße gewinnen, dort schoss sich RWE nicht selten auch richtig in Trance: 4:0 gegen die Fohlen, 5:0 gegen die Blauen, 4:0 gegen Bergisch Gladbach, 4:1 gegen Homberg, 5:0 gegen Lippstadt – so die Bilanz von Ende März bis Anfang Mai. Und auch das Pokalviertelfinale, das bei RWO stattfand, konnte deutlich mit 4:1 gewonnen werden. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei den Verantwortlichen des RWO-Streams bedanken, dem Kollege Ruthenbeck und ich auf einer separaten Tonspur unseren Stempel für alle RWE-Fans aufdrücken durften. So sollte Zusammenarbeit trotz aller sportlichen Rivalität aussehen!

Schon eine Woche nach dem Spiel in Oberhausen stand dann das Halbfinale gegen Straelen an. Dieses Spiel prästentierten wir ebenfalls im Stream, und es sollte die einzige Niederlage bei „Hafenstrasse live“ werden. Dem Ausgleich in der Nachspielzeit – Engelmann hatte RWE in Führung gebracht – ließ Straelen in der Verlängerung die Führung folgen, Kefkir glich aus. Dann kam das Elfmeterschießen.

RWE und Elfmeter. Es ist und bleibt wohl kompliziert. Man dachte, die Zeiten eines Benni Baier (bei allem Respekt) wären vorbei. In der Liga verschoss RWE in der Saison 2020/21 vier Elfer bei sechs Treffern, drei davon Engelmann, und auch in dieser Saison stehen zwei Treffern schon drei Fehlschüsse gegenüber. An jenem Abend im Mai scheiterten mit Kefkir und Kehl-Gomez zwei rot-weisse Schützen, Straelen zog ins Finale ein, wo man dem WSV unterlag.

Als RWE am drittletzten Spieltag bei 1. FC Köln II unterlag – trotz gut 60minüter Überzahl und (natürlich) verschossenem Elfer – wurde die Hoffnung auf den Aufstieg auch bei den Verantwortlichen merklich geringer. Doch der BVB ließ noch ein wenig Federn – Showdown am letzten Spieltag im Fernduell. RWE in Wegberg, BVB in Wuppertal.

Ein frühes Tor von Heber stieß die Tür in Liga drei ein wenig auf, die Wuppertaler Führung zerrte weiter an der Klinke. Doch kurz nach der Pause glich Dortmund aus, erzielte die Führung… Es war eine sehr stille Rückfahrt.

In den Wochen rund ums Saisonende machten Gerüchte den Umlauf, dass die Borussen mit ihrer Spielberechtigungsliste getrickst haben könnten. RWE lie´ß auch den juristischen Weg nicht unversucht, doch eine Lücke in den Verbandsstatuten gab den Dortmundern alles Recht der Welt, so zu handeln, wie sie es getan hatten.

In jener Phase schrieb ich die letzten Seiten in meinem Buch, das ich natürlich gerne mit einem Happy-End versehen hätte. Auch dessen Veröffentlichung am 05. Oktober ist ein unvergessliches Highlight 2021 für mich. Ich freue mich total, das jegliches Feedback, das ich bisher erhalten habe, äußerst positiv ausgefallen ist. Wenn ihr es noch nicht habt: Oben verlinkt im RWE-Shop oder überall, wo es Bücher gibt.

In der Liga galt es, einen neuen Anlauf zu unternehmen. Die Saison, die sich derzeit noch in der Winterpause befindet, knüpft dabei nahtlos an die vergangene an: RWE spielt erfolgreichen, nicht immer ansehnlichen Fußball und sammelt fleißig Punkte. Der SV Straelen scheint sich an der Hafenstraße aber zu einem düsteren Schreckgespenst zu entwickeln, gleich im ersten Heimspiel hagelte es eine derbe 1:4-Niederlage gegen die Grenzgänger, die zu Saisonbeginn sogar kurz an der Tabellenspitze standen. Doch gegen die Teams „von oben“ war RWE besonders erfolgreich: 1:0 in Wuppertal, 2:1 gegen Fortuna Köln (per spätem Elfertreffer!), und natürlich das spektakuläre 3:2 in Münster nach 0:2 zur Pause – was war ich zur Pause bedient – und ein doofes 1:1 gegen RWO. Das war schon ganz große Klasse.

In Uerdingen (bzw. Velbert gegen Uerdingen) gelang RWE mit einem 11:0-Sieg nicht nur der höchste Liga-Sieg überhaupt, die Mannschaft beseitigte auch die Sorge, dass Uerdingen sich in irgendeiner Form eingespielt haben könnte. Bis zur letzten Sekunde wurde auf den nächsten Treffer gegangen, und Engelmann und Kefkir durften sich gleich dreifach in die Torschützenliste eintragen.

Den ersten Durchhänger hatte unsere Mannschaft direkt danach. Gegen Wiedenbrück ein 0:0 zu Hause, 1:1 in Köln (Elfer verschossen…) und ein 3:3 in Düsseldorf (nach 0:3 Rückstand) rief die üblichen Schreihälse aufs Programm, die ersten forderten gar die Ablösung des Trainers. Für mich unverständlich, aber das ist wohl auch irgendwie RWE.

Als RWE sich anschickte, ein viertes Unentschieden folgen zu lassen, brachte Felix Herzenbruch die Hafenstraße zum Beben. In der 96. Minute war er zur Stelle und verwertete gegen Aachen einen Eckball zum Siegtreffer. Wahnsinn, dieser Typ! Ewig nicht getroffen, dann so eine Bude!

In Gladbach ging es in den großen Borussia-Park, auch hier gewann RWE durch zwei sehenswerte Krasniqi-Treffer. Vom heimischen Publikum verabschiedete man sich mit einer 6:1-Gala gegen Bonn, bevor es am letzten Spieltag 2021 einen 1:0-Sieg in Straelen gab.

Da war Dennis Grote schon nicht mehr mit dabei. Auch zu seiner Person und dieser ganzen Story ist wohl alles schon irgendwo geschrieben. Ich bin der Meinung, dass die Führungsriege hier richtig gehandelt hat, ihn bis auf weiteres zu beurlauben. Als Kapitän zum direkten Konkurrenten während der Saison ist ein absolutes No-Go. Obwohl ich Grote die Professionalität unterstelle, dass er sich trotzdem weiter für RWE reingehangen hätte, bei jedem Fehler wäre es zu Diskussionen gekommen. Unruhe, die RWE im Aufstiegsrennen nicht braucht. Die Rolle der Preußen sollte aber auch mal genauer betrachtet werden, denn dies ist ein absolut unsportlicher Eingriff in die Integrität einer gegnerischen Mannschaft. Wie ich an anderer Stelle schon erwähnte: Es passt in mein Bild, das ich von den Münsteranern habe. Beste Grüße an die Pressestelle der Hammer Str.!

Soweit also der Blick zurück. Wir befinden uns in der zweiten Corona-Saison, die Streams gehen weiter und werden wohl – Zuschauerbeschränkungen sei Dank – auch wieder mehr Zuschauer erleben. Ich hätte mir gewünscht, im restlichen Saisonverlauf regelmäßig fünfstellige Besucherzahlen im „Stadion an der Hafenstraße“ begrüßen zu dürfen. Es freut mich jedoch, weiter für euch alle vor der Kamera stehen zu dürfen.

Einer, den ich kennenlernen durfte, wird dann leider nicht mehr dabei sein. Mach’s gut, Jan!

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