Jahrhundertspiel

Auch mehr als 24 Stunden nach Abpfiff fällt es mir schwer, in Worte zu fassen, was da gestern Abend an der Hafenstraße passiert ist. Nicht nur, dass unser Lieblingsverein der geilste Verein der Welt das Achtelfinale gegen den Champions-League-Aspiranten aus Leverkusen lange offen halten konnte, nein, nach dem schmeichelhaften Führungstreffer der Gäste in der Verlängerung konnten unsere Jungs die Partie tatsächlich durch zwei phänomenale Treffer noch drehen.

Ich weiß aktuell noch immer nicht, was der Hansi Küpper auf Sky so gesagt hat, als es jeweils bei Hradecky („RWE? Glückslos!“) klingelte, weil ich samt Sohnemann selbst in totaler Eskalation gefangen war. Freudentränen flossen und auch die Nachbarn wussten Bescheid, wie es steht, ob sie wollten oder nicht! Eigentlich ist es mir auch völlig egal, ich kann mich an den Szenen dennoch nicht sattsehen.

Ein Lob, das sicher nicht groß genug ausfallen kann, geht sicherlich an Daniel Davari. Was der Kerl pariert hat, hat er bislang in der gesamten Saison nicht auf die Bude bekommen. Doppel-Alu in der 89. Minute, weil er seine Knochen noch irgendwie an den Ball gebracht hat, immer wieder Fußparaden gegen 100%ige Chancen.

Aber auch die Abwehr, die sicher deutlich mehr im Fokus stand als bisher. Die Kette mit Plechaty, Heber, Hahn, Herzenbruch und Grund hat sich in jeden Ball geworfen, als ob es kein Morgen gibt. Herze – mit nur wenigen Einsatzminuten in der Liga – ist eine dermaßene Kampfsau, unfassbar. Heber total abgebrüht gegen die großen Namen, immer wieder mit dem Fuß vor dem Gegner am Ball!

Das Mittelfeld blieb ab der zweiten Halbzeit unauffällig als solches, da Kehl-Gomez, Grote und Condé in der Abwehr deutlich beschäftigter waren. Dennoch möchte ich den Jungs keineswegs schlechte Arbeit unterstellen, es war einfach ein anderer Job, den sie zu erfüllen hatten. Und bedingungslosen Einsatz bis zur Erschöpfung haben sie sicher geboten!

Aber den perfekten Wechsel-Akkord hat Christian Neidhart angeschlagen: Hildebrandt brachte mehr Stabilität, nachdem Condé sichtlich müder wurde, hatte gar die Führung auf dem Schlappen, Neuwirt ist sicher einer der unterschätztesten Spieler unseres Kaders. Und was bitte waren das für Offensiv-Wechsel? Platzek und Kefkir die Protagonisten beim Ausgleich, Harenbrock gleich mit zwei Toreinleitungen, der Pass auf Engelmann einfach genial. Nach zwei Kreuzbandrissen zahlt dieser Kerl das Vertrauen des Vereins zurück, als wäre er nie weg gewesen. So routiniert, so abgezockt wie ein ganz Großer!

Und dann natürlich: Der unnachahmliche Engelmann! In Ermangelung jeglicher Nähe zum gegnerischen Sechzehner hätte ich ihn viel früher vom Platz genommen. Deswegen bin ich halt auch nur ein unbedeutender Blogger und nicht der Trainer eines Regionalligisten der großartigsten Mannschaft der Welt. Ich möchte Engelmann noch sehr, sehr oft in einem dermaßenen Freudentaumel sehen, wie gestern, nimmt er seine Treffer doch oft zumindest äußerlich sehr emotionslos hin.

Wäre die Bude gestern so voll gewesen, wie es einem Achtelfinale angemessen gewesen wäre, wäre sicherlich der Schreck vom Niederrhein erklungen. Das war zumindest einer dieser Abende, an denen der Mythos Hafenstraße allgegenwärtig war. (Anmerkung: Platzo ist auf einem guten Weg, aber an textlichen Schwächen sollte er nochmal arbeiten *zwinkerzwinker*)

Nach dem Spiel stand das Handy dann auch nicht mehr still. Eine schier unfassbare Flut an Nachrichten, auch von Fans anderer Vereine prasselte auf mich ein, sicher auch auf viele von euch. All die Memes, die Videos von Autokonvois und Feuerwerken, all die hämischen Bilder und Sprüche… Sie zeigen, dass RWE nicht nur ein Teil der Fußball-Niederungen ist, sondern sehr wohl im Bewusstsein der Nation.

DAS konnte ich mir dann nicht verkneifen.

Dieses Spiel wird sich sicher einreihen in die Liste der großartigsten RWE-Spiele. Ich denke dabei an das Pokalfinale, an das Lipinski-Spiel gegen die Blauen, an das 4:4 gegen ebenjene Pillendreher. In 20 Jahren stehen unsere Kinder mit ihren Kindern im Block und schwärmen denen vor, wie Engelmann in der 118. Minute das Ding aus spitzem Winkel unter die Latte genagelt hat.

Der Mythos lebt!

Samstag wartet die nächste dicke Aufgabe auf unser Team. Ich bin mir sicher, dass unsere Jungs auch diesen Gegner in die Schranken weisen werden. Doch dieses Spiel, lieber Leser, ist mir sicher noch einen weiteren Blogbeitrag wert.

Ein Kommentar zu „Jahrhundertspiel

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