19. Spieltag – TuS Haltern – RWE

Zum Spiel selbst ist genug geschrieben worden in den letzten Tagen. Daher führe ich hier nicht mehr die einzelnen Szenen auf, die das Spiel geprägt haben.

Was mich aber total wurmt, ist die Frage nach dem WARUM. Warum konnte die Mannschaft nicht mal ansatzweise (na ja, bis auf die letzten 10 Minuten, als Haltern platt war) diese Dominanz aufziehen, die sie gegen Lippstadt noch in der zweiten Hälfte zeigte? Die Gründe dafür sind meiner Meinung nach relativ leicht zu identifizieren.

1. Die Aufstellung

Aufgrund der krankheits- und verletzungsbedingten Ausfälle von Heber, Sauerland und Grund wurde die Abwehr ziemlich durcheinander gewirbelt. Dass Neuwirt für Grund gestartet ist, kann ich angesichts seiner guten Performance bei der gleichzeitig durchwachsenen Leistung von Matuwila gegen Lippstadt noch ziemlich gut nachvollziehen. Warum aber nicht Matuwila statt Zeiger. So sympathisch Philipp Zeiger mir immer war, gegen Haltern konnte man aber sehr gut erkennen, warum er nicht (mehr) zur ersten Reihe gehört: mangelnde Schnelligkeit, Fehler im Stellungsspiel (mindestens zweimal per Defensiv-Kopfball den Ball zum Stürmer verlängert), unpräzises Passspiel nach vorne. Seine Auswechslung zur Pause war dringend notwendig, um hinten wieder stabiler zu werden. Hinzu Erwig-Drüppel, der erstmals diese Saison in der Liga zum Einsatz kam, seine Sache zwar ordentlich, aber nicht mit der Dynamik eines Sauerland erfüllte. Dadurch war die rechte Defensivseite in der ersten Halbzeit immer wieder der Hebel, den Haltern zum Kontern ansetzte.

2. Die Konteranfälligkeit

Auch nach dem Seitenwechsel war RWE immer wieder konteranfällig. In gleich zwei Situationen konnte Haltern bei Freistoß RWE vor dem gegnerischen Sechzehner (sic!) innerhalb weniger Sekunden das Spielfeld komplett überqueren, beide Male war Golz zur Stelle (einmal tropfte dabei der Ball auf die Latte), ein weiterer Pfostentreffer sowie ein zurückgenommener Elfer für Haltern nach schnellen Kontern zeigen, dass hier deutlicher Verbesserungsbedarf besteht. Auch in den vergangenen Spielen konnte der Gegner immer wieder Treffer nach Kontern erzielen.

3. Die mangelhafte Chancenverwertung

Ja, der Gegner steht oft mit acht, neun, zehn Mann im eigenen Sechzehner, wir haben demnach nicht viele Chancen. Aber dann muss die bitteschön auch mal jemand nutzen. Dahmani gehörte zwar in meinen Augen gegen Haltern zu den Lichtblicken, aber aus sechs Metern den Ball ins Seitenaus schießen, ist schon ein Kunststück. Ich erwarte, dass in solchen Positionen wenigstens in höchster Not geklärt werden kann, dass der Keeper sich strecken muss oder sonstwas. Aber so ein Ball MUSS aufs Tor gehen. Pronichev macht in dieser Beziehung gerade vieles richtig, indem er auch mal draufhält und sich so halt auch sein Glück erarbeitet.

4. Der Gegner

Haltern hat sich über die Zeit gerettet. Spätestens ab der 70. Minute ging man auf dem Zahnfleisch und hat mit allen Mitteln (Balljungs dazu anhalten, die Bälle langsamer herauszugeben, Foulspiel unter Inkaufnahme einer gelben Karte bei Gegenstößen) gearbeitet. Kann man gut finden oder auch nicht, ist aber so. Mehrfach gehört: „gegen so nen Dorfverein wie Haltern holen wir nur einen Punkt!“ Ja, stimmt. Aber leider können die auch kicken und haben ein paar Routiniers in ihren Reihen.

5. Die eigene Nervosität

Nach dem Rückstand ging bei unserer Mannschaft nicht mehr viel. Viele Fehlpässe oder Zuspiele, die aufgrund ihrer Schärfe einige Meter vom Empfänger abprallten, Missverständnisse in Laufwegen (vermutlich teils der Aufstellung geschuldet)… In der ersten Stunde konnte man nur Golz, Hahn und Kehl-Gomez so etwas wie Normalform attestieren, das war ansonsten zu wenig für ein Team mit Ambitionen nach oben.

Den Schiri kann man diesmal wirklich nicht kritisieren. Hat er zu Beginn noch einiges durchgehen lassen, so griff er im weiteren Spielverlauf ordentlich durch, zeigte Gelb für eine Schwalbe eines Halterners im Sechzehner, Gelb für zwei, drei Mal Zeitspiel und war sich nicht zu fein, sich bei seiner Elfmeter-Entscheidung vom Assistenten überstimmen zu lassen – letzteres gibt es nicht allzu oft.

Was bleibt nun an positiven Dingen mitzunehmen? Wir haben nicht verloren und uns den Punkt (hart) erarbeitet. Futkeu ein absoluter Lichtblick vorne rechts, war nach seiner Einwechslung einer der stärksten Essener, vielleicht etwas unglücklich mit dem letzten Pass. Dahmani hat endlich Präsenz auf dem Platz, vielleicht tat ihm der Treffer gegen Lippstadt wirklich gut. Viel mehr fällt mir momentan leider nicht ein.

Abschließen möchte ich meine kurze Analyse mit einer Bemerkung zur Organisation: Die Kommunikation mit der Mitarbeiterin der TuS war wirklich sehr angenehm und unbürokratisch, daher hat mich überrascht, welches Sicherheitsaufgebot und welche Maßnahmen vor Ort getroffen wurden. Dass mir – trotz Presseakkreditierung und Mail mit deren Bestätigung nicht gestattet wurde, von der Haupttribüne zum Pressebereich zu gehen („Wo ist denn dein Presseausweis?“ – „Hab ich nicht, ich bin als Blogger akkreditiert!“ – „Dann gibt es hier kein Durchkommen, dann musst du aus dem Stadion raus und außen rum!“), empfinde ich als eine Frechheit – für die der Verein freilich nichts kann. Die Spitzen der Offiziellen (nach der beinahe „verunglückten“ Auswechslung drehte sich der junge Mann mit der Auswechslungs-Anzeigetafel auffällig deutlich Richtung Essener Block, Durchsage nach dem Spiel, man habe eine großartige Partie beider Mannschaften gesehen) hätte man sich aber sparen können. Da nützt auch „Adiole“ vor dem Spiel nichts, sorry. Ich denke aber, die TuS Haltern kann auch organisatorisch hier noch einiges lernen.

Leider sind hier zwei Punkte meiner Prognose ausgeblieben. Der Puffer wird kleiner, die Spiele weniger. Es bleibt zu hoffen, dass der SC Verl tatsächlich noch eine Schwächeperiode hinlegt, die wir dann nutzen können. Das Spiel gegen die Kölner Fortuna heute Abend ist abgesagt, vermutlich damit eine weitere englische Woche für die Ostwestfalen. Wir müssen (!!!) in Bonn gewinnen, alles andere kann man wohl nicht mehr verkaufen. In Oberhausen rechnet man schon wieder, ob man wie immer vor RWE landen wird – wenn man sonst nichts (z.B. die nächste Pokalrunde) hat…

Für uns zählt noch immer dasselbe Motto wie zu Saisonbeginn:

NIEMALS AUFGEBEN!

Hier noch ein paar Fotos, aus technischen Gründen ist die Ausbeute etwas mager ausgefallen:

3 Kommentare zu „19. Spieltag – TuS Haltern – RWE

      1. Abenteuerlich! Und Dich dann außen herum schicken zu wollen. Da steht dann wahrscheinlich der nächste Ordner und erzählt, die Karte hätte ihre Gültigkeit verloren, weil Du draußen warst….

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