3. Spieltag – RWE – 1. FC Köln II

Doch fangen wir vorne an: Trainer Titz ließ wieder dieselbe Mannschaft ran, die schon im Auftaktspiel gegen Dortmund starten durfte. Für den in Homberg sehr agilen Adetula stand Endres wieder auf dem Feld, Köln bot mit Hauptmann und Özcan zwei Profis auf. Und – ich bin geneigt, „gewohntermaßen“ zu schreiben – machte RWE von Beginn an mächtig Druck auf den ballführenden Gegenspieler, konnte aus der leichten optischen Überlegenheit aber kein Kapital schlagen. Als die Kölner nach einer guten Viertelstunde erstmals etwas offensiver wurden, wurde dies leider auch gleich belohnt: Fehlpass Heber, ein, zwei Pässe und Özcan steht frei vor Lenz und kann zum 0:1 aus Essener Sicht einschieben.

Doch diese frühe Führung brachte RWE nicht aus dem Konzept. Weiterhin wurde offensiv verteidigt und Köln unter Druck gesetzt. Allerdings gelang es einfach nicht, gefährliche Situationen heraufzubeschwören. Nach gut 30 Minuten wurde dann zum Erstaunen der meisten Zuschauer statt dem bis dahin nervös wirkenden Heber der Kapitän, Kehl-Gomez ausgewechselt, für ihn kam Bichler in die Partie. Auch Heber selbst hatte wohl mit seiner Auswechslung gerechnet, er war schon auf dem Weg zur Bank. Titz erklärte den Wechsel jedoch damit, dass Kehl-Gomez bereits gelb gesehen hatte und danach erneut ein Foul begangen hatte, er wollte den Platzverweis verhindern.

Wenige Umdrehungen auf der Uhr wurde die Verwunderung dann noch größer, denn Titz wechselte erneut und brachte Dorow – und nahm Platzek vom Feld, der vorne ziemlich abgemeldet war. Dorow besetzte neben Condé das offensive Mittelfeld, Dahmani wurde nach vorn gezogen. Ein Wechsel, der sich noch auszahlen sollte.

Kurz vor der Pause zeigte sich die Klasse von RWE dann, als endlich einmal schnell gespielt wurde: Über Dorow und Condé landet der Ball im Sechzehner bei Endres, der ihn noch kurz annimmt und zwischen kurzem Pfosten und dem Kölner Keeper zum Ausgleich ins Netz nagelt!

Mit einem verdienten Unentschieden ging es also in die Pause. Was dort in der Kabine passiert ist, wird wohl das Geheimnis des Teams bleiben, aber – um es vorwegzunehmen: Ich kann mich an wenige, so dominante Halbzeiten erinnern wie das, was nun folgen sollte.

Bereits die erste Aktion nach Wiederanpfiff sollte Gefahr fürs Gästetor bringen. Nach einem ziemlich rustikalen Foul vor der Trainerbank flankt Grund in die Mitte, der Ball kommt irgendwie zu Dahmani, dessen Schuss aus der Drehung jedoch am Tor vorbeigeht. Ab diesem Moment kam der Effzeh etwa dreißig (!) Minuten nicht mehr aus der eigenen Hälfte, jeder, wirklich jeder Kölner Ball landete entweder nach Sekunden schon wieder bei unserem Team oder wurde per Fehlpass oder Befreiungsschlag hergeschenkt. Und RWE ließ den Kölnern auch kaum Momente zum Luft holen, die Räume wurden zugestellt und Fehler provoziert. Den Rest regelten Hahn und Heber (war auf die Position von Kehl-Gomez gezogen) immer wieder routiniert.

Nur sieben Minuten nach der Halbzeitpause wurde dann erneut gejubelt, Bichler war über Endres und Hahn an den Ball gekommen und konnte ihn im Tor unterbringen, doch das Gespann entschied auf Abseits. Hier würde ich wirklich gerne mal die Videobilder sehen, denn meiner Meinung nach stand außer dem Keeper ein weiterer Kölner Spieler auf der Linie.

RWE forcierte nun das Spiel über die Außenpositionen, Kefkir/Bichler und Grund/Endres rissen die Abwehr immer wieder auseinander, Dorow und Condé waren dabei immer anspielbar und versuchten häufig, den Ball steil in den Sechzehner durchzustecken.

Während RWE also Angriff auf Angriff startete, gab es auch immer wieder Standards in Form von Freistößen und Eckbällen. Einen solchen durfte Alexander Hahn schießen, aus ca. 25m traf er jedoch nur die Latte.

Nach einer Ecke gab es ein Gestocher vor dem Kölner Kasten (nicht mit dem Kölner Keller verwechseln!), die Rot-Weissen reklamierten auf Tor, doch der Assistent bedeutete dem Schiri, dass der Ball die Linie nicht überschritten haben sollte. Leider war dies aus meiner Perspektive nicht aufzulösen, auch hier hoffe ich auf die Videobilder.

Die rot-weisse Führung, sie wäre längst verdient gewesen. Doch wie so oft: Machst du sie vorne nicht… Nach zwei Ecken konnten die Kölner dann doch nochmal gefährlich werden, eine entschärfte jedoch Lenz, die andere strich etwa 30cm über das rot-weisse Tor.

RWE besann sich nun darauf, nicht in den Schlussminuten noch den verdienten Lohn für eine Top-Leistung zu verspielen, und erhöhte den Druck erneut. In der Schlussphase gab es erneut Freistoß aus zentraler Position, aus diesem folgte eine Ecke von links, die auf Kosten einer weiteren Ecke noch geklärt werden konnte. Dann jedoch – die reguläre Spielzeit war bereits abgelaufen – schlug Grund diese Ecke hinein, der eingewechselte Adetula zog vom Strafraumeck ab und Dorow hielt in bester Eishockey-Manier einfach mal die Kelle in den Schuss, der unter der Latte einschlug! Kollektives Ausrasten an der Hafenstraße, der Torschütze wurde vor der West unter einem Stapel Mitspieler (inkl. kompletter Auswechselbank) begraben.

Die verbliebenen Sekunden konnte der Effzeh nur noch zu einem weiteren Angriff verarbeiten, der jedoch in einer Abseitsposition mündete. Mit dem Abpfiff schallte es „Spitzenreiter! Spitzenreiter“ von den Tribünen.

Es ist erstaunlich, wie dieses Team an sich glaubt, wie es (bislang) nicht die Ruhe verliert, sondern weiter kontrolliert das Spiel „abarbeitet“. Hahn strahlt eine absolute Ruhe in der Verteidigung aus, Grote ist für mich derzeit das Idealbild des „Hafenstraßen-Fußballers“, der durch seine emotionale Spielweise und seine gut dosierten Grätschen aufzeigt, wer Chef auf dem Platz ist. Dorow hat heute eine Wahnsinns-Partie gespielt, auch er mit einer Traum-Grätsche gegen Özcan, der sich plötzlich wunderte, wie er aus vollem Lauf ohne Feindkontakt den Ball verlieren konnte. Kefkir scheint derzeit auf rechts besser aufgehoben, Bichler hat auf ungewohnter Linksverteidiger-Position ebenfalls eine sehr gute Partie geliefert. Unfassbar, wie schnell der zum Teil unterwegs war.

Christian Titz hat heute gezeigt, dass er vor möglicherweise unpopulären Entscheidungen nicht zurückscheut. Es gibt in der jüngeren Vergangenheit nicht viele Trainer, die Platzek vom Feld genommen hätten. Allerdings hatten diese Trainer auch nicht dieselben Optionen im Kader wie unser aktueller Übungsleiter.

Am kommenden Wochenende spielt der Spitzenreiter nun beim SV Rödinghausen, der heute im Pokal bis ins Elfmeterschießen musste. Das ist für unsere Mannschaft sicher kein Nachteil. Kann RWE auch dort punkten, so dürfte es beim kommenden Heimspiel gegen Wattenscheid unter Flutlicht wieder fünfstellig auf den Rängen werden.

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