Normalerweise versuche ich, kurz nach dem Spiel meine Gedanken hier zusammenzuschreiben. Gestern war es allerdings mal wieder soweit, dass ich das gerade Gesehene erst einmal sacken lassen musste. Was war passiert?
Nicht nur, dass RWE mit 0:5 eine derbe Packung bekommen hat. Nein, unsere Dortmunder „Freunde“ fühlten sich genötigt, den Regionalliga-Kader um schlappe 18 Millionen Euro aufzuwerten. Mit Kagawa und Isak (der zugegebenermaßen regelmäßig in der II. spielen „darf“) standen aktuelle Nationalspieler ihrer Länder auf dem Platz (und wir reden nicht von Nationen wie Malta oder Andorra), mit Rode ein weiterer millionenschwerer Rekonvaleszent. Und was mich so wütend macht: Die beiden Erstgenannten waren es, die das Spiel quasi im Alleingang entschieden.
Klar, beim 0:1 stand Isak viel zu frei. Klar, beim 0:2 konnte Kagawa sich sekundenlang frei im Mittelfeld bewegen und ohnehin war RWE im ganzen Spiel körperlich nicht sonderlich präsent. Trotzdem handelt es sich bei den Profis um hochgezüchtete Sportmaschinen, die mit Methoden und finanziellen Optionen aufgebaut und trainiert werden, die einem Verein wie Rot-Weiss Essen oder den anderen „normalen“ Clubs der Liga gar nicht zur Verfügung stünden. Das 0:3 fiel noch vor der Pause über ebenjene Achse. Das Bittere daran: RWE war nicht in dieser Höhe schlechter. Immer wieder tauchte RWE gefährlich vor dem Dortmunder Kasten auf, traf Pfosten, schoss Zentimeter daneben und hatte Pech, als ein BVB-Befreiungsschlag vom eigenen Mann geblockt zur Bogenlampe wurde, jedoch nur die Latte traf. Einige Chancen konnte Oelschlägel (3. Keeper der 1. Mannschaft…) auch im letzten Moment parieren. Wer weiß, was ein 1:3 bewirkt hätte.
Es kam jedoch nach der Pause noch schlimmer. Nach nicht geahndeter Abseitsposition (kann man nicht sehen, wenn man als Linienrichter der „Musik“ 10m hinterherläuft) schoss ein Dortmunder aus gut 20m, der Ball sprang auf, versprang, Raeder flog vorbei – 0:4. Nur zwei Umdrehungen der Uhr später das 0:5 (wieder Vorbereiter Kagawa) – Drops endgültig gelutscht. Trotzdem besaß RWE eine ordentliche Portion vom Spiel – traf jedoch einfach den Kasten nicht. Aus bester Position scheiterte erst Scepanik von Pröger in Szene gesetzt, wenig später Baier (gerade noch pariert, Nachschuss-Lupfer auf der Linie geklärt) und kurz vor Schluss nochmal Zeiger völlig blank mit einem zu schwachen Kopfball. Die meisten unter den anwesenden Zuschauern wussten dies durchaus zu honorieren, es hallte „wir halten zusammen RWE“ und ähnliches nach der Partie durch Stadion. Einige wenige verbale Ausfälle auf der Tribüne gab es dennoch, waren aber im Großen und Ganzen deplatziert.
Natürlich kann man nur spekulieren, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn die hochbezahlten Herren nicht mitgespielt hätten. Ich wage aber zu bezweifeln, dass RWE mit dem „Ersatz“ für Kagawa ähnliche Probleme gehabt hätte, denn der Japaner gehört trotz fortgeschrittenem Alter zu den besten Technikern, die der BVB in seiner Gesamtheit zu bieten hat. Auch wenn einige das nicht lesen mögen – ein Zugriff auf den wendigen Japaner war einfach nicht möglich, da er nur in wenigen Fällen mal den Ball überhaupt geführt hat. Vieles lief einfach über den direkten Pass. Besondere Brisanz bekommt die Gesamtsituation, wenn man bedenkt, dass das Spiel nur verlegt wurde, weil die Dortmunder zum eigentlichen Termin Anfang Oktober Spieler abstellen mussten. Es wäre natürlich unfair gewesen, wenn der BVB dann geschwächt hätte antreten müssen!
In meinen Augen ist der DFB hier mehr als gefordert. Schön und gut, dass man Spielern „von oben“ die Möglichkeit bieten möchte, nach Verletzungen wieder ins Spiel zu finden. Dies darf aber nicht zulasten von Vereinen gehen, die Woche für Woche um ihre sportliche oder gar wirtschaftliche Existenz kämpfen müssen. Zweitvertretungen von Profimannschaften gehören nicht in den normalen Spielbetrieb oder müssen außer Konkurrenz antreten! Auch wenn das Regelwerk den gestrigen Einsatz zugelassen hat, tritt diese Möglichkeit die sportliche Fairness mit Füßen, denn wir reden hier vom Amateurbereich.
Der Gedanke liegt nahe, dass diese Aufstellung nur zustande kam, weil der BVB befürchtete, den Anschluss an die Viktoria nach zuletzt ziemlich mauer Serie zu verlieren. Wenn es noch so etwas wie eine Fanfreundschaft mit dem BVB gab, gestern Abend hat dieses Tischtuch einen ziemlichen Riss bekommen.
Der Vergleich zu unserer ehemaligen Zwoten hinkt derweil: Auch wenn RWE unter Profibedingungen (die – nochmal – mit denen des BVB nicht vergleichbar sind) trainiert, war die Schere in diesem Bereich nicht annähernd so hoch. Gleiches gilt, wenn RuWa Dellwig I Spieler an RuWa Dellwig II ausleiht.
Ich empfehle in diesem Zusammenhang den sehr guten Bericht von turus.net.
Kleines Fazit zum Spiel: Man kann gegen den BVB II durchaus verlieren. Man kann vielleicht auch bemängeln, dass besagte Spieler nicht genügend angegangen wurden. Allerdings ist wegen ebenjener Spieler das Ergebnis mindestens drei Tore zu hoch ausgefallen. Was bleibt ist ein ziemlich mieser Beigeschmack angesichts der immensen Wettbewerbsverzerrung, denn es ist wohl mehr als unwahrscheinlich, dass die „Gäste“ auch in den Partien gegen die restlichen Vereine zum Einsatz kommen.
Im Stadion wäre ich mir als Essener verar… vorgekommen.
Ihre Spielpraxis können die ja gern in Spielen gegen andere zweite Mannschaften und außerhalb der Liga holen. Die hätten ja auch nachts um 3 oder morgens um 11 Zeit. Aber zweite Mannschaften im Wettbewerb zu haben, nervt einfach nur und trägt zu der bekannten Stimmung den Verbänden gegenüber bei.
Und im konkreten Fall: Fanfreundschaft und Ex- Trainer…. na, super!
LikeGefällt 1 Person