Gott sei Dank ist bald die Winterpause vorbei, dann kann ich wieder über das aktuelle Geschehen schreiben und verfange mich nicht so sehr in der Vergangenheit… Fortuna Düsseldorf auf dem Spitzenplatz, Holzbein Kiel und der MSV (sic!) in den Verfolgerrollen. Nein, als RWE-Fan fällt es einem nicht leicht, auf die Tabelle der zweiten Liga zu gucken.
Verbindet uns mit Düsseldorf und Duisburg schon aufgrund der räumlichen Nähe eine besondere Rivalität, so habe ich die Kieler noch als Ligakonkurrenten Anfang der 2000er Jahre im Kopf. Auch bei Eintracht Braunschweig (die uns in letzter Sekunde den sicher geglaubten Platz in der Dritten Liga wegschnappten – remember Lübeck, dann über den „Umweg“ Bundesliga mittlerweile wieder in der 2. Liga landeten) oder gar dem FC Augsburg (parallel zu uns 2006 in die 2. Liga aufgestiegen, mittlerweile recht etabliertes Bundesliga-Mitglied) bekomme ich dieses „Was-wäre-gewesen-wenn“-Gefühl.
Was, wenn nicht die Braunschweiger, sondern wir in der neu gegründeten Liga geblieben wären? Was, wenn die Kickers Offenbach nicht an unserem letzten Zweitliga-Spieltag unentschieden gespielt hätten (dann wären wir dringeblieben und die Kickers abgestiegen)? Wieso können wir nicht statt Augsburg in der Bundesliga spielen?
Zweite Liga… Bei meinen Gedanken dazu stolpere ich über den „Gewaltroller“ des Burghauseners Ledgerwood, aus drölfzig Metern in der Nachspielzeit zum Ausgleich, die beiden (!) Paderborner Gegentreffer in der 90. Minute zum 2:2 (übrigens am 22. Oktober, ebenso wie (anderes Jahr…) die beiden Treffer von Podolski gegen uns, ebenfalls zum 2:2 kurz vor Schluss). Ein Lavric-Kopfball in der Nachspielzeit bedeutet den Sieg für den MSV statt eines Punktes. Es zerreißt mir das rot-weisse Herz. Das wären fünf Punkte mehr – das wäre der sichere Klassenerhalt gewesen…
Eine Saison später in der Regio Nord, in der Quali zur neuen Dritten Liga: In Braunschweig fliegt Tim Erfen mit Gelb-Rot wegen „Ballwegschlagens“ (hier sehr schön zu sehen) vom Platz – bis heute für mich eine nicht nachvollziehbare Entscheidung, wenn man so manch anderes, ungeahntes Verhalten sieht – das Spiel endet nach Doppelpack in der 84. und 86. Minute mit 1:2. In Wuppertal kassieren wir in der 87. Minute mal wieder einen Ausgleich, und Lübeck… na ja, unsere Stürmer waren da wohl gedanklich schon in Paderborn. sechs Punkte, von denen uns lediglich zwei (bzw. einer, holt man in BS ein Unentschieden) zum Klassenerhalt fehlen.
Natürlich ist es höchst müßig darüber zu spekulieren, ob uns im Falle eines Klassenerhaltes ebenso gelungen wäre, finanziell wieder auf sichere Beine zu gelangen. Vielleicht hätte das Vabanquespiel in der Führungsriege weiterhin auf (zu) großem Fuß gelebt und das Geld von übermorgen bereits ausgegeben.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ich frage mich, was die Augsburger, Duisburger, Kieler und Düsseldorfer abgesehen vom Sportlichen anders gemacht haben. Okay, in Düsseldorf gibt es genug potente Unternehmen, eine gesunde Stadtkasse und auch das Stadion war frühzeitig als Grundlage für sportlichen Erfolg vorhanden. Aber Duisburg ist dem Insolvenzverwalter gerade noch von der Schippe gesprungen. Kiel kann auch nicht gerade mit Großsponsoren wuchern. Gibt es da mehr „Ruhe“, um zu arbeiten? Sind die Spieler dort wirklich so gut, um auch als Aufsteiger oben mitzuspielen? Oder ist es einfach nur der berühmte Lauf, wenn man mal ein paar Spiele in Folge gewinnt? Was immer es ist – ich will es auch!
Ich will nicht mehr von einigen Duisburger Freunden belächelt werden, wenn mein Team am Wochenende gegen Wegberg-Beeck (bei allem Respekt) ein Unentschieden holt. Oder montags das Gespräch der Kollegen hören, die sich darüber auslassen, dass das Spiel der Fortuna mal wieder geil war. Ich will nicht mehr hören: „Rot-Weiss Essen? Das sind doch die, die vor der Saison immer große Fresse haben und dann schön regelmäßig verkacken!“
Es muss ja auch nicht gleich der „große Wurf“ sein. Ich will aber wenigstens wieder ein Team wie in den Jahren 2002 bis 2004 mit Namen wie Wolf, Lintjens, Haeldermans, Bilgin, Calik, den Lorenz-Brüdern oder Boskovic. Das zwar auch zweimal knapp den Aufschwung verpasst hat, aber uns bis zum Ende der Saison etwas zum Dran-Glauben gab. Das uns auch am letzten Spieltag noch in Horden nach Münster, Bremen und Wattenscheid lockte. Das uns jubeln ließ, das uns auch trotz Niederlagen stolz machte.
Ich fürchte jedoch, dass unabhängig von den Personen, die das Team zusammenstellen, einfach alles passen muss: man benötigt das richtige Händchen bei den Charakteren, man braucht auch mal einen dreckigen Sieg kurz vor Schluss (Homberg – Fallrückzieher Thamm!), Ausrutscher der Konkurrenten beim Tabellenschlusslicht. Aber man braucht vor allem Kontinuität. Diese hatten wir nun lange Jahre endlich mal wieder (und hoffentlich auch in Zukunft wieder) im Präsidium, was fehlt, ist die Konstanz auf dem Trainerposten. Mit einem jährlichen Wechsel, unterschiedlichen Spielphilosophien und einer unendlich großen Spielerfluktuation ist dieses Ziel kaum erreichbar. Und – siehe wieder Duisburg – dafür braucht es nicht mal die berühmten Königstransfers. Es braucht ein Team, das zusammenhält, sich den Allerwertesten aufreißt und sich mit gesundem Selbstvertrauen jedem Gegner entgegen- und ihn vor spielerische Probleme stellt. Ein Team, dass die Hafenstraße bis zum letzten Schweißtropfen verteidigt. Daher glaube ich auch nicht, dass es zwingend notwendig ist, viel Geld in die Hand zu nehmen. Mit Altstars auf Farewell-Tour haben wir ohnehin in der Vergangenheit nicht die besten Erfahrungen gemacht. (Markus) Kurth, Knappmann, Löbe. Großartige Spieler – in ihrer Zeit vor uns. Oder kann mir noch jemand die großen Höhepunkte eines Chitsulo, van der Ven oder Teixeira aufzählen