Wie gerne hätte ich an dieser Stelle über eine mitreißende, erfolgreiche Partie gegen den SC Verl berichtet. Aber irgendwie soll es wohl derzeit alles nicht sein.
Das Spiel verlief in der ersten Hälfte dermaßen höhepunktlos, dass es mir schwer fällt, irgendetwas darüber zu schreiben. Ein einziger, knapp am Essener Tor vorbeistreichender Schuss – das war es. Verl beschränkte sich aufs Kontern, RWE fand auf dem nassen Rasen im Dauerregen keinerlei Mittel, die Abwehr in Gefahr zu bringen.
In der zweiten Hälfte bot sich ein ähnliches Bild. Eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff verlor Grund nach einem Foul den Ball in Höhe der Mittellinie, statt eines Freistoßes brach ein Verler rechts durch, flankte und in der Mitte konnte sein Kollege zum 0:1 aus Essener Sicht vollenden.
Das spielte Verl natürlich in die Karten, mit jeder weiteren Minute wurde der angerührte Beton fester. Und obwohl RWE nach dem Gegentreffer gefühlte 90% Ballbesitz hatte, sollten daraus im Grunde keinerlei gefährlichen Situationen mehr entstehen. Dass in den letzten Sekunden der regulären Spielzeit noch der Ausgleich nach einem Freistoß per nicht mal gefährlich aussehenden Kopfball von Urban fiel, ist zwar irgendwie ein Zeichen des Wollens, trotzdem jedoch eher als glücklich einzuordnen.
Damit ist zum Spiel an sich auch schon alles gesagt. Nicht jedoch zur aktuellen sportlichen Situation in unser aller Lieblingsverein: Es ist mir ein Rätsel, wie es passieren kann, dass aus einer engagiert aufspielenden Mannschaft ein ängstlicher Haufen wird, in dem die leichtesten Dinge nicht mehr funktionieren. Ein Benni Baier lässt seit Wochen seine positive Aggressivität, seine Körpersprache und seinen Führungsanspruch vermissen. Robin Urban fällt meist durch Fehlpässe oder Foulspiele auf, Bednarski ist häufig unsichtbar. Selbst ein Philip Zeiger, in der letzten Saison noch Garant für eine sichere Abwehr, steht oft einen Schritt zu weit vom Gegenspieler entfernt.
Woran liegt es? Der Abgang von Windmüller und auch Weber scheint nicht kompensiert zu sein. Mit Becker, Meier, Urban und Tomiak durften sich gleich vier Spieler in der Innenverteidigung versuchen – Konstanz geht anders. Jansen ist auf dem besten Wege, sich in die Liste unserer Stürmerlegenden Knappmann und Behrens einzureihen. Platzek scheint hier unersetzlich, ihn nach außen zu ziehen und Jansen in die Mitte zu stellen erwies sich bisher als Luftnummer. Grund – unser bester Vorbereiter seit mehreren Jahren – dürfte nach seinem heutigen verletzungsbedingten Abgang für Wochen ausfallen – ich mag gar nicht daran denken. Ngankam scheint bei Demandt keine Chance zu haben. Und auch das Fehlen von Malura macht sich auf links durch mangelnde Offensivaktionen bemerkbar. Über allem steht zudem die Frage, ob die Mannschaft noch hinter dem Trainer steht oder ob er sie noch erreicht.
Am Ende werden wohl die berühmten Mechanismen greifen und Sven Demandt seinen Stuhl räumen müssen. Die Spatzen pfeifen schon von den Dächern, dass er zumindest nicht mehr viele Chancen bekommen dürfte. Ich persönlich finde es schade, weil er zu Beginn seiner Karriere hier durchaus den Eindruck machte, dass er zu RWE passen könnte. Jedoch steht der Verein an oberster Stelle, daher wird die Trennung wohl schon bald erfolgen. Ich hoffe, sein Nachfolger kann dann schnell Impulse setzen, um das Team wieder in die Spur zu bringen.
Ein Kommentar zu „Ratlosigkeit, wohin man sieht“